«Der Kaufmann von Venedig» – Über das Ausschliessen von Menschen
Wie funktionieren gesellschaftliche Ausschlussmechanismen? Faschismus,
Rassismus, Antisemitismus? Und welche Rolle spielen dabei Recht und Justiz?
William Shakespeares Stück «Der Kaufmann von Venedig», in einer gelungenen und
anregenden Inszenierung von Stefan Pucher im Schauspielhaus Zürich, erzählt im
ersten Teil unterhaltsam und witzig, im zweiten zur Auseinandersetzung
provozierend, die Geschichte der gesellschaftlichen Auslöschung des Juden
Shylock: berührend und eindrücklich.
Wie oft erlebt man doch in der
Sozialen Arbeit Prozesse der Separation, der Segregation und schliesslich der
Isolation, obwohl heute alles von Integration spricht. Analysen, die auf
Statistiken, Reflexionen, die auf Theorien fussen, helfen diese Probleme zu
lösen. Doch oft fehlt die Erfahrung, das Erleben und daraus erwachsend die
Empathie, welche erst zu adäquatem Handeln führt. Künstlerische Werke, wie
dieser mehr als 400 Jahre alte Klassiker der Weltliteratur, können dies
vermitteln, verständlicher noch, wenn der 91-jährige Zürcher Psychoanalythiker
Paul Parin über Video auf der Bühne erklärend eingreift.
Ganz
grundsätzlich bin ich der Überzeugung, dass Menschen, die in der Sozialen Arbeit
oder in der Schule mit Menschen arbeiten, sich ihre Bildung vermehrt aus der
Kunst, der Literatur, dem Theater oder dem Film holen könnten. In den
Hochschulen für Soziale Arbeit und Pädagogik wird vor allem Ausbildung
vermittelt. Was in der konkreten Arbeit in vielen Fällen jedoch oft fehlt, ist
die Menschenbildung, die das Tun erst zu einem echten, Anteil nehmenden Können
und Handeln macht. Solche Bildung kann erfolgreich über die Kunst vermittelt
werden. Denn: Wissenschaft schafft Wissen; und Kunst schafft
Können!
>Aufführungsplan www.schaupielhaus.ch
>William
Shakespeare, Der Kaufmann von Venedig, ISBN 3746655560