«menschen! formen!»

Ein Theaterereignis der besonderen Art: Über Behinderungen, gespielt von geistig Behinderten und normal Behinderten, wie wir alle es sind. Ein Stück mit viel Humor und schräger Musik, Lust, Melancholie, Trauer und Schmerz.

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«menschen! formen!» ist ein Projekt über das Andere, das Fremde, über die Sehnsucht nach Normalität, die Chancen, Schwierigkeiten und Bösartigkeiten von Integration und Sozialisation, über das zur Schau Stellen und die Lust am Hässlichen, den Blick der ausgrenzt und die fatale Gemeinsamkeiten zwischen Wissenschaft und Freak-Shows. Erzählt wird die Geschichte von den «Experten des Andersseins», der Theatertruppe «Hora», die seit zwanzig Jahren auf diesem Thema erfolgreich experimentiert und zwischenzeitlich national und international in diesem Bereich als führend anerkannt ist.

Das Projekt

 

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Professionelle Schauspieler/innen und Musiker/innen mit und ohne geistige Behinderung aus Deutschland und der Schweiz machen sich auf eine theatrale Spurensuche in ihr Innenleben und das Innenleben der Zuschauer/innen. Michael Elber, der Gründer und Leiter des Theater Hora, begreift das Theater wie David Lynch das Kino: «Das Kino kann die Zuschauer in eine Welt jenseits des Intellekts entführen, in der sie sich ganz und gar ihrer eigenen Intuition anvertrauen müssen. Es geht nicht darum, etwas zu verstehen, sondern darum, etwas zu erfahren.» Der Besucher, die Besucherin wird vieles nicht verstehen und dennoch einen starken Theaterabend erleben, der unter die Haut geht, der vieles spüren und erahnen lässt.

Drei aufgrund von Tatsachenberichten entstandene Filme – «L’enfant sauvage» von François Truffaut, «Jeder für sich und Gott gegen alle» von Werner Herzog und «The elephant man» von David Lynch – sind der Ausgangspunkt und bilden das Raster für ein Bühnenprojekt, das die Mittel des Erzähltheaters, des Tanzes, der Improvisation, der Performance und des Konzert nutzt. Gespielte Szenen aus den Filmen, welche den Schauspieler/innen und Musiker/innen gezeigt wurden und mit denen diese sich spielerisch auseinandergesetzt haben, ergeben – puzzleartig montiert – eine Geschichte des Anders-Seins, des Aussenseiter-Seins.

Arbeitsweise erfahren

 

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Der Regisseur des Stückes, Michael Elder, zur Arbeitsweise: «Begonnen haben wir mit einfachsten Theaterübungen. In den ersten Wochen standen Spiele im Mittelpunkt, in denen die Akteure den gesellschaftlichen Status wechseln. Jede/r konnte die Rolle der alles bestimmenden Königin und des unterwürfigen Dieners, des Dirigenten und des Musikers, der Schülerin und der Lehrerin einnehmen. Oder eben die Rolle Kaspar Hausers und seiner verschiedenen Erzieher. Wer bestimmt und wer wird bestimmt? Mit dieser Frage beschäftigen sich unzählige Szenen aus den drei bearbeiteten Filmen. Und diese Frage prägt massiv die Lebensrealität von behinderten Menschen.»

Bewusstseinserweiterung

 

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Wenn wir aus dem Theater kommen, sind wir benommen, verwirrt, betroffen, erfüllt, bereichert – obwohl einem die Worte fehlen, das Erfahrene auszudrücken. Erst allmählich, am ehesten im Gespräch mit den Darsteller/innen und Leuten aus dem Publikum, gelingt es einem, das Gesehene und Gehörte Stück um Stück in Worte zu fassen. Man merkt beispielsweise, dass man in diesen eineinhalb Stunden eine enorme Bewusstseinserweiterung durchgemacht hat. Dass man erkannt hat, wie vielfältig Behinderungen überhaupt sein können. Dass man jetzt versteht, wie wir alle auf die eine oder andere Art behindert sind. Dass die Bedürfnisse und Sehnsüchte, die Ängste und Hoffnungen als menschliche Grundbedürfnisse für alle die gleichen sind. Und weiter nehmen wir im Sinne des Titels zur Kenntnis, dass die Gesellschaft, dass wir im Alltag immer wieder versuchen, die Menschen, die uns fremd, die anders sind und nicht unsern Normen entsprechen, einzugliedern, einzupassen, in die Normalität hinein zu pressen – oftmals nicht zu deren Wohl.

Bis 18. Juni im Casino Saal Aussersihl in Zürich. Die aktuellen Informationen  dazu: www.hora.ch

Der Trailer zu «menschen! formen!»:  http://www.hora.ch/neu/start.php?menu=news&untermenu=aktuelles&lan=d

Mehr zum Theater Hora und dessen letzte Produktion «Quasimodo»: http://www.seniorweb.ch/type/magazine-story/2009-11-20-quasimodo-geniti-ein-modernes-mysterienspiel