«Yesterday Will Be Better»

Mit den beiden Ausstellungen «Yesterday Will Be Better» und «tempi passati» feiert das Aargauer Kunsthaus drei Jubiläen. «tempi passati» informiert vortrefflich über die Kunst- und Museumsgeschichte des Aargauer Kunsthauses. Ergänzt wird die Ausstellung durch die Einzelausstellung von Esther Kempf in der Reihe Caravan für junge Kunst.

«Yesterday Will Be Better» habe ich – nach den gelungenen Festivitäten am Eröffnungswochenende – in Ruhe und Musse genossen. Die Ausstellung ist für mich das Beste, was gegenwärtig in den Schweizer Kunsthäusern zu sehen ist. Sie dient ausgezeichnet als fundierte Einführung in die aktuelle Kunst.

Mit dieser Gruppenausstellung präsentiert die Kunsthausdirektorin und Kuratorin Madeleine Schuppli wichtige nationale und internationale Kunstpositionen. Rund 35 Künstlerinnen und Künstler unterschiedlicher Generationen und Herkunft reflektieren in mehr als 50 Werken die gegenseitige Durchdringung von Zeitdimensionen. Mit der Schnittstelle zwischen Vergangenheit und Zukunft steht ein bisher wenig beachtetes Thema im Zentrum. Die Ausstellung präsentiert sich als offenes Feld für eine Auseinandersetzung darüber. Sie ist nicht zu gross, um noch gut verkraftet zu werden, und nicht zu klein, um als breite Übersicht über heutige Kunsttendenzen zu dienen. – Ich kann darauf verzichten, einzelne Werke vorzustellen. Eine 6-seitige, verständliche Einführung leistet das in vorzüglicher Weise. Zusätzlich gibt es Führungen und einen umfassenden Katalog zu Fr. 54.-.

Auf den Weg

Zwei kurze Vorbemerkungen möchte ich dennoch anbringen. Erstens sollte man nicht von der Annahme ausgehen, moderne Kunst sei im traditionellen Sinn einfach «schön». Sie ist zwar «ästhetisch». Das griechische Wort «aísthesis» jedoch bedeutet «Wahrnehmung». Alltagssprachlich wird es zwar meist als Synonym für schön, geschmackvoll oder ansprechend verwendet. Im Grunde jedoch bezeichnet er die gesamte Palette von Eigenschaften, die darüber entscheiden, wie Menschen Gegenstände wahrnehmen, wie Wahrnehmung geschieht.

Hier geht es also um den Prozess der Wahrnehmung. Und dieser führt konsequent dazu, dass man, zweitens, diese Werke nicht nur emotional betrachten, mit «gefallen» oder «missfallen» qualifizieren, sondern auch intellektuell aufnehmen und mit «klug», «innovativ» oder «relevant» qualifizieren sollte. Die Werke lösen Denkprozesse aus und machen uns zu «Mitwirkenden». Denken jedoch schliesst Empfinden nicht aus, im Gegenteil, es kommt aus dem Erleben, Erfahren und Empfinden. Der Prozess des Nachdenkens und Sinnierens führt zu einer neuen Wahrnehmung, einem neuen für wahr Nehmen!

Drei von fünfzig Werken, die zum Nachdenken einladen

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Hans-Peter Feldmann, Mädchen mit Schatten, Schwarz-Weiss-Fotografie, ausgeschnitten, 78 x 52 cm, Courtesy Hans-Peter Feldmann und Galerie Francesca Pia, Zürich. Foto Alexander Egger, Bern

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Muriel Baumgartner, Zustand II, 2009, 7 Fotografien, Diaprojektion, Grösse variabel, Courtesy Muriel Baumgartner

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Andres Lutz / Anders Guggisberg, Ich sah die Wahrheit, 2004, Objekt aus Holz und Spiegeltisch, 101.5 x 159 x 118 cm, Aargauer Kunsthaus Aarau, Depositum der Walter A. Bechtler Stiftung

Weitere Auskünfte: www.aagauerkunsthaus.ch