Luft-Bilder unserer Erde
«Die Erde von oben» heisst eine Ausstellung mit 120 spektakulären Farbfotos im Format 1,8 x 1,2 Meter. Zu sehen ist sie bis zum 24. Juni 2001 täglich von 6.30 bis 20.30 Uhr im Hof des Schweizerischen Landesmuseums in Zürich. Der Franzose Yann Arthus-Bertrand, der weltweit bedeutendste Luftbildfotograf, hat sie geschaffen. 3000 Flugstunden in 76 Ländern rund um den Erdball waren für sein Fotoarchiv mit seinen zur Zeit 100 000 Aufnahmen nötig.
Bilder zum Staunen
Die tägliche Werbe- und Informationsflut überschwemmt uns hoffnungslos mit den immer gleichen oberflächlichen, sensationslüsternen Fotos. Die Bilder der Erde dieser Ausstellung lassen uns hingegen eintauchen in eine unbekannte, bereichernde, wunderbare Bilderwelt, die uns immer wieder zum Staunen bringt.
Schon nach wenigen Schritten spüren wir, dass diese Farbfotos nicht nur hervorragend gestaltet und schön zum Ansehen sind, sondern uns als ganze Menschen gefangen nehmen und einladen zur Betrachtung über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft unserer teils in ihrer Natur belassenen, teils durch Menschenhand verwandelten Erde.
Die ausführlichen Legenden der ausgestellten Fotos bieten alle Informationen, die zum Verständnis nötig sind. Wir können hier deshalb von solchen Erklärungen absehen, unsere Gedanken schweifen lassen, uns in die Bilder versenken, sie befragen, was sie uns über die Fakten hinaus zu sagen haben.
«Die Erde ist Kunst – Der Fotograf ist nur Zeuge»
Auch als berühmter Schöpfer seines bedeutenden Oeuvres stellt Yann Arthus-Bertrand bescheiden fest, dass die Erde das Kunstwerk sei und dem Fotografen die Aufgabe zukomme, davon Zeugnis abzulegen.
Alle Fotos sind aus der Luft, aus 30 bis 3000 Meter Höhe, gemacht. Dieser ungewöhnliche fotografische Blickwinkel verhilft uns zu einem ungewöhnlichen menschlichen Blickwinkel. Wir sehen die Erde anders als im Alltag. Eine verblüffende Über-Sicht über die Erde verschafft uns eine ungewohnte Übersicht über die Welt. Unerwartete Zusammenhänge und ungewöhnliche Beziehungen werden spürbar. Die Wüsten, Meere und Berge, die Erde, das Wasser, die Luft, die Fauna, die Flora und die Menschen gehen auf unvorhersehbare Weise ineinander über. Formen und Farben vermählen sich zu einzigartigen Farb-Form-Symphonien.
Noch nie gesehene Ein-Blicke werden geboten in das, was es auch noch gibt zwischen Himmel und Erde. Dabei kann durchaus eine Stimmung aufkommen, die uns ermuntert, die Schöpfungsgeschichte der Bibel oder anderer Religionen wieder einmal zu lesen.
Eine andere Wirklichkeit
Angesichts dieser Bilder wird uns bewusst, dass es «die» Erde, «die» Welt, «die» Wirklichkeit eigentlich gar nicht gibt. Dass jede und jeder von uns sich seine Wirklichkeit macht. Arthus-Bertrand zeigt uns seine persönlichen Bilder der Welt. In seiner subjektiven Weltsicht ist die Schönheit das Äussere von etwas Innerem, der Wahrheit, die immer verborgen bleibt.
Betroffen halten wir den Atem an und werden bescheiden wegen unserer Kleinheit angesichts der Grösse des Makrokosmos, werden gleichzeitig stolz wegen unserer Grösse angesichts der Kleinheit des Mikrokosmos. Solches Erkennen kommt diesmal nicht von einem Philosophen, sondern aus Erfahrung mit der Natur, festgehalten von einem bedeutenden Fotografen unserer Zeit.
Aus der Höhe, aus der Luft betrachtet werden die Bilder zu Abbildern einer «andern» Welt mit einer «andern» Ordnung, einer «andern» Harmonie, geschaffen von der Natur – wie die einen denken; von Gott – wie die andern glauben.
Das Buch zur Ausstellung
Yann Arthus-Bertrand (Geo): Die Erde von oben, Frederking & Thaler, München 1999, Nicht paginiert, zahlreiche Farbtotos, Aufsätze verschiedener Autoren, ISBN 3-89405-408-5, Fr. 86.–. Weitere Bücher des Autors sind im Buchhandel erhältlich.
Fotos zur Ausstellung
Einige Dutzend der Fotos aus dem Buch sind auch als Geschenkskarten und als Bilder zum Aufhängen im Shop des Landesmuseums preisgünstig erhältlich.