Mädchen Mädchen
Theater der besonderen Art
Am 13. November führt die Theatertruppe Roikkuva im Kurtheater Baden, nach ihrem grossen Erfolg im letzten Sommer in Aarau, das Stück «Mädchen Mädchen» nochmals auf: ein faszinierendes Spiel der Anziehung und Abstossung der Geschlechter, aufgezeigt im Traum eines Mädchens und zweier Männer. 90 Minuten ohne Worte, dafür mit sensationellen Bildern und Bewegungen! Für ihre «physical rock opera», wie die Truppe Roikkuva ihr neues Stück «Mädchen Mädchen» nennt, hat sie sich vom populären finnischen Schriftsteller Arto Paasilinna inspirieren lassen. Seine Art, parallele Welten darzustellen, hat das kreative Team angesprochen. Die Sprache des Finnen ist einfach, direkt und geprägt von einem unverblümt-kräftigen und manchmal schwarzen Humor. Die Geschichte der jungen Frau auf ihrer Reise zu sich selbst wird in der Ästhetik nordischer Mythologien und angereichert mit modernen Theaterformen in Szene gesetzt.
Das Mädchen, die Titelheldin, dargestellt von der finnischen Artistin Ulla Tikka, fällt in einen phantastischen Traum und gerät darin in das rivalisierende Spiel zweier männlicher Kontrahenten. Diese wissen die Naivität des Mädchens auszunutzen und versuchen, jeder auf seine Art, sie zu manipulieren. Der eine, der Tänzer Gerardo Tetilla, will die junge Frau gnadenlos, auch gnadenlos ungeschickt, als Machtinstrument benutzen, während der andere, der Wohlener Andreas Muntwyler, seine Liebe zu ihr entdeckt und sie bei sich behalten will. Zwischen beiden entlädt sich ein impulsiver Machtkampf, bis dieser schliesslich selbst die Schwerkraft ausser Kraft setzt. Als Ganzes ein wunderbares, poetisches Spiel über Suchen und Finden der Geschlechter, in welchem die Erinnerungen, Wünsche und Ängste eines Mädchens entflammt werden und es selbst tief und tiefer in die Realität der Traumwelt eintaucht und darin versinkt.
Gerardo Tetilla in, der eine Rivale, listig und aggressiv
Träume eines Mädchens
Die wundersamen surrealen (Traum-)Welten und deren archaische Figuren werden dank des breiten artistischen Könnens der Akteure mit akrobatischen und circensischen Mitteln auf die Bühne gezaubert. Tanz und Artistik auf höchstem Niveau, noch kaum je gesehene Objektmanipulationen, grotesker Humor und rockige Live-Musik verschmelzen sich in eine ausserordentliche Bild- und Klangorgie der «physical rock opera» («physical»: körperlich und mit Artistik, Tanz und Bewegung, «rock»: Stilrichtung der Musik und gleichzeitig Rock ‘n’ Roll als Lebensgefühl, «opera»: die grossen Bilder und Emotionen). Ein kurzer Film auf der Website des Theaters Roikkuva bietet eine gute Einführung in dieses, Konventionen sprengende, Theater. Die stimmigen Kostüme stammen von Susanne Boner, die Produktion des Spektakels liegt in den Händen von Michael Durrer, einem Inspizienten des Schauspielhauses Zürich.
Ein zentrales Element der Show ist das dynamische System aus über 50 Stöcken, die von der Bühnendecke hängen. Dieser technisch-ästhetische Einsatz, konzipiert von Hendrik Thomas, ist einmalig und sensationell. Die Stäbe lassen sich, von Computern gesteuert, sowohl einzeln als auch in Gruppen bewegen und zaubern starke, atmosphärische Bilder in den Raum. Ganze Wälder, ein Kornfeld und gar ein Schlachtfeld entstehen vor den Augen des Publikums. Die dreiköpfige Band mit Lukas Staeger, Andrea Isenegger und Muso Staeger ist ständig präsent und so nicht nur akustisch und visuell ein fester Bestandteil des Bühnenbildes, sondern auch inhaltlich eine treibende Kraft des Geschehens. Zusammen mit Objekten wie Büchsen, Wollfäden und Spieldosen formen sie auf einfache und gleichzeitig symbolträchtige Weise eine Welt des Unterbewussten.
Das Mädchen, Ulla Tikka, und einer der Rivalen, sich nähernd
Fotos: Foto Wagner
Vorstellung: Mittwoch, 13. November, 19:00, Kurtheater Baden
Tickets: Info Baden, 056 200 84 84, Montag, 12:00 – 18:30, Dienstag – Freitag, 09:00 – 18:30, Samstag 09:00 – 16:00.