Mit Lebenswenden zu anderen Geschichten

Cornelia Diethelm erzählt in 27 Porträts von Menschen in Graubünden, die nach Unfall, Krankheit, Katastrophen, Ereignissen in der Liebe oder nach Todesfällen Lebenswenden erfuhren und zu anderen Geschichten fanden.

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Marlies Zanolari: «Das Leben ist wie Musik: Man kann selber entscheiden, ob es in Moll oder in Dur spielt.»

Die Porträts von Menschen in Graubünden im Buch «... dann begann die andere Geschichte. Lebenswenden» von Cornelia Diethelm erschienen zwischen 2010 und 2015 in loser Folge in der «Südostschweiz am Sonntag» respektive «Schweiz am Sonntag». Ergänzt wurden diese für das Buch mit Antworten über die aktuelle Lebenssituation und den Zukunftswünschen der Vorgestellten. Die Erzählungen in dem schön gestalteten Band sind interessant, spannend und berührend und behandeln «grundlegende Fragen des Menschseins», wie die Psychotherapeutin Maria Meyer-Grass aus Klosters in ihrem Nachwort schreibt. Die Journalistin ging spontan, neugierig und sorgfältig an die Männer, Frauen und Jugendlichen heran und vermied es, deren Geschichten zu bewerten. So können wir wir, unverstellt von fremden Urteilen, diese Lebensgeschichten lesen.

Cornelia Diethelm ist in Schiers aufgewachsen, arbeitet seit 1984 als Journalistin und hat 2002 «Mäni Weber – Höhen und Tiefen eines Fernsehstars» geschrieben. Sie ist Mitglied des Publikumsrates SRG Deutschschweiz und Gründerin/Geschäftsleiterin der Hilfsorganisation «Musik übers Meer».

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Mario Barblan: «Es gibt keinen Weg zum Glück. Glücklichsein ist der Weg.» (Buddha)

«... dann begann die andere Geschichte»

Beispielsweise begann eine solche bei der 15-jährigen, naturverbundenen Gymnasiastin Marlis Zanolari (Titelbild), der ein vermuteter riesiger Tumor aus der Lunge entfernt werden musste, was ihr Leben zutiefst veränderte. Oder bei Ladina Menghini, die bei Tanzferien in Havanna ihren Geliebten gefunden hatte und deren Lebensgeschichte danach eine andere wurde. Ebenso bei Mario Barblan, der dem Tsunami in Thailand entkommen war und jetzt das ihm neu geschenktes Leben geniesst (Bild oben). Oder bei der 20-jährigen Tiziana Gees aus Scharans, die auf einer Expedition nach Pakistan ihr neues Lebensziel im Umweltschutz fand. Oder bei Alois Tschümperlin aus Laax, der sieben Arbeitskollegen bei einem Helikopter-Absturz verlor und dessen Leben dann eine andere Geschichte bekam.

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Elisabeth Brühwiler: Den Partner fürs «reife Leben» hat sie noch nicht gefunden.

«Lebenswenden»

Der Begriff «Lebenswenden», den die Autorin als Untertitel gewählt hat, lässt aufhorchen. Bei den meisten Menschen, die porträtiert sind, geht es nicht um selbst gewählte Geschichten, sondern um Richtungsänderungen, eben Lebenswenden. Diese werden meist durch Zufall oder Schicksal bestimmt. Der Kurde Iskan Ali etwa durfte mit Fussball seine Lebenswende erfahren und wurde schliesslich als Flüchtling anerkannt. Das Leben des Berliners Klausjürgen Gabriel nahm eine Wende, indem er bei Silvia Heinz in Chur sein Glück gefunden hatte. Für Elisabeth Brühwiler (Bild oben) veränderte sich ihr Leben nach der Hirnblutung ihres Mannes und durch die Begegnung mit einem anderen Partner. Und der Glaziologen Felix Keller aus Samedan lernte auf abenteuerliche Weise seine zwei Leidenschaften Klimaschutz und Musik zu verbinden (Bild unten).

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Felix Keller: Mit den Swiss Ice Fiddlers Menschen für die Schönheit der Gletscher sensibilisieren.

Unterweisung in Lebenskunst

Ich habe das Buch an einem Wochenende gelesen und mein Blick öffnete sich für diese anderen Geschichten, diese Lebenswenden. Vielleicht erweisen sich die literarischen Begegnungen mit den Männern und Frauen für Leserinnen und Leser als Unterweisung in Lebenskunst, gelegentlich sogar als Ermunterung zu einem eigenen Neuanfang.

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Cornelia Diethelm: ... dann begann die andere Geschichte. Lebenswenden. Somedia Buchverlag, Glarus/Chur 2017. 172 Seiten