OKKUPATION!

Ein Theaterfestival der besonderen Art

Das dritte Internationale Theaterfestival OKKUPATION! findet vom 18. bis 28. Mai 2011 in Zürich statt.

Das Theater Hora vertritt seit vielen Jahren als Pionier die Förderung und Integration von so genannten behinderten und so genannten nicht behinderten Schauspielerinnen und Schauspieler. Über die zwei letzten Produktionen berichetete das Seniorweb ausführlich: «menschen! formen!» und «Quasimodo geniti». Jetzt veranstaltet das Theater Hora in Zusammenarbeit mit andern Organisationen das Internationale Theaterfestival OKKUPATION! zum dritten Mal.

okkupation-titel.jpg/@@images/image/large

Selbstverständlich enthält jede Vorinformation über solche Programme für Journalisten und Lesende immer eine gewisse Unsicherheit. Doch zeigten die Erfahrungen: Ein Besuch lohnt sich! Solche Theater-, Performance- und Musikauftritte unter dem Stempel «Ich ist ein Anderer» fordern heraus, bereichern und unterhalten allemal.

Das Festival OKKUPATION! beschäftigt sich mit der Frage, was unsere Identität definiert und was andere Menschen als andersartig ausgrenzt. Ist es normal, verschieden zu sein? Und was ist eigentlich schön? Veranstaltet von Theater HORA Züriwerk, befassen sich mehr als 250 behinderte und nicht behinderte Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt mit dem zum Glück immer noch imperfekten Menschen – und okkupieren dabei zentrale Spielstätten der Hochkultur mit ungewöhnlichen Arbeiten von den Rändern der Gesellschaft und jenseits üblicher Weltwahrnehmung.

okkupation-tanz.jpg/@@images/image/large

Eröffnet wird das Festival mit einer Fahrt über den Zürichsee. Mehr als 60 Mitwirkende präsentieren auf dem «Schiff der Träume» ihren Lebenstraum, ehe somnambule Klaviermusik von Nils Frahm den Abend beschliesst. Im Theaterhaus Gessnerallee zeigt die Grupo Dançando com a Diferença zwei Choreografien von Clara Andermatt und Rui Horta, die den imperfekten Menschen in seiner gesellschaftlichen Marginalisierung und anrührenden Schönheit thematisieren. Ebendort wird in Jérôme Bels Tanzdialog «Pichet Klunchun and myself», bei dem der berühmte Choreograf selbst zusammen mit dem thailändischen Khontänzer auf der Bühne steht, die falsch naive Gegenüberstellung von zwei Individuen verhandelt, die mehr über den anderen erfahren wollen.

Im Tanzhaus Zürich lassen Compagnie Drift & Cie BewegGrund auf der Suche nach dem wirklich Schönen in «On Beauty» eine wundersame Shakespeare-Welt entstehen, während das mittelalterliche Paris aus Victor Hugos «Glöckner von Notre Dame» den Ausgangspunkt bildet für Versuchsanordnungen des Performancekollektivs Monster Truck zu Fragen von Norm und Abweichung.

okkupation-sänger.jpg/@@images/image/large

Das Museum Rietberg wird zum Schauplatz japanischer Tanz- und Theatertraditionen, humorvoll neu erfunden durch den Jinenjo Club im Stück «Dengaku Mai», das normalerweise in ihren Reisfeldern aufgeführt wird. In der Zürcher Hochschule der Künste diskutieren Wissenschaftler, Künstler und Pädagogen im IntegrART-Symposium «Authentizität versus Ästhetik?» Wechselwirkungen zwischen Kunst und Behinderung. Auf zwei sehr unterschiedliche Weisen werden Fragen weiblicher Identität im Schiffbau des Schauspielhauses hinterfragt. In «Lilith’s Return» treffen die Lebensrealitäten junger Frauen in Beirut und Berlin in einer Tanzperformance mit Live-Musik aufeinander, und die «Weiberrevue» des Theaters RambaZamba präsentiert sich als sinnlich zupackendes Spektakel mit allerhand Traumfrauen.

Eine fünftägige filmisch-theatrale Aktion des Back to Back Theatre zusammen mit Theater HORA findet im Schiffbau am letzten Festivaltag ihre Präsentation, ihre Produktion «The Democratic Set» zeigt eine Abfolge kurzer Performances und Video-Porträts, live untermalt von den isländischen Musikern Jóhann Jóhannsson und Hildur Gudnadóttir. Reichlich Bemerkenswertes ereignet sich in der Roten Fabrik. Ein furioser Kafka-Abend mit «Kafka am Sprachrand» vom Theater zum Westlichen Stadthirschen&Theater Thikwa einerseits, den «Kafka-Witwen im Gespräch» Klaus Wagenbach&Hans-Gerd Koch andererseits, gehört ebenso zum Programm wie Performances von Anne Tismer und Richard Balwin, ein dreiteiliger Theater-, Lese- und Filmabend von und mit Herbert Fritsch, Kindertheater mit Mezzanin & KumEina und ein Konzert der Tiger Lillies.

Nicht zuletzt finden in der Roten Fabrik zwei zentrale Festival-Eigenproduktionen statt. «Das Prinzip Struwwelpeter» vereint elf Ensembles, die die elf Episoden des Kinderbuchklassikers als Anleitung zum Leben nach eigenen Vorstellungen verstehen. «Die Sieben Todsünden» präsentiert sieben Schweizer Gruppen, in denen behinderte Menschen eine zentrale Rolle spielen, in einem Episodentheater, das den Auftakt bilden will zu einem dauerhaften Förderprojekt unter dem Label «SwissAbility», getragen von OKKUPATION! gemeinsam mit seinen Partnerfestivals «wildwuchs» Basel und «Community Arts Festival» Bern.

okkupation-schluss.jpg/@@images/image/large

Das Programmheft mit ausführlichen Angaben zu den einzelnen Stücken und auf den sieben Spielstellen und weiteren Veranstaltungen sowie Hinweise zum Ticketverkauf findet sich auf www.hora-okkupation.ch.