Jägerlatein für neugierige Kinder
Seit 35 Jahren sind Maurus Imhof und Max Wüthrich Jäger in Berikon. Mit Leidenschaft und Enthusiasmus erzählten sie letzte Woche bei der Waldhütte den Erst- und Zweitklässlern der Dorfschule bei ihren Exkursionen von der Fauna des über zweihundert Hektaren grossen Dorfwaldes.
Anhand von Tierpräparaten berichtete der Jäger Imhof von Rehen, Füchsen, Feldhasen und Mardern, letzterer gefürchtet, weil er sich gerne an Autokabel macht. Die Kinder hörten von den Gefahren, die einem Rehkitz lauern, wenn es sich im Gras vor den Mähdreschern versteckt. Sie vernahmen auch, dass Rehe neun Monate Tragzeit haben, bis ein Junges «gesetzt», d.h. geboren wird. Weiter dass der «Bast», ein weicher Überzug der Geweihspitzen, dieses schützt und dass die Geweihspitzen aus einem «Rosenstock» von Knorpel heraus wachsen. Jetzt wissen die Mädchen und Buben auch, dass ein «Zehnender» ein Rehbock ist, dessen Geweih auf beiden Seiten fünf Enden hat.
Gegenwärtig leben in Berikon, so hörten die Kinder, etwa dreissig Rehe, bald kommen noch zwanzig Junge dazu, von denen in der Jagdzeit vor allem die mittelalterlichen geschossen werden. Die Kinder wissen jetzt auch, dass ein drei- bis vierjähriges Reh gegen zwanzig, ein jüngeres etwa zehn Kilogramm wiegt, dass seine Ohren «Lauscher», seine Beine «Läufe» und wie bei allen andern Tieren sein Kot «Losung» heissen.
Jäger Max Wüthrich berichtete vom Haarraubwild, vor allem vom Fuchs und vom Dachs. Dass die Füchse den Dachsbau, in den sie sich eingeschlichen haben, dermassen verkoten, bis dieser des Gestankes wegen auszieht und sie dann ohne eigene Arbeit ein sicheres Zuhause haben. Die neugierigen Schülerinnen und Schüler merkten sich schnell, dass in der Weidmannssprache beim Fuchs die Beine «Läufe», die Ohren «Gehör», das Maul «Fang», die Nase «Windfang» und der Schwanz «Lunte» oder «Standarte», und dass beim Hasen das Fell «Balg» und die Bodenvertiefung, in der er sich aufhält, «Sasse» heisst.
Vieles war vielen neu
Die Kinder staunten, als sie hörten, dass ein Fuchs in seinem Fang bis zu zehn tote Mäuse seinen Jungen heimbringen kann und dass er sich in den letzten Jahren auch in der Mutschellen-Region immer näher an besiedelte Ortschaften heran wagt.
Der passionierte Jäger erzählte, wie er auf seinem Hochsitz jeweils «müsele», mit dem Mund das Mäusepfeifen imitiere und damit die Füchse anlocke, bis sie sich ihm auf wenige Meter nähern. Vor einiger Zeit jedoch hätte er jedoch erlebt, dass ein Fuchs bei seinem Lockruf zwar stehen blieb und den Jäger anschaute, doch keinen Schritt näher kam. Nach geraumer Zeit merkte er mit dem Feldstecher, dass das Tier vor ihm eine Füchsin mit sieben Jungen war, die sie zu beschützen hatte. Weiter wurde an dem Morgen über Iltis, Stein-, Bau- und Edelmarder referiert.
Bei allen Ausführungen spürte man bei den Jägern ihre Freude an der Natur. Und sie freuten sich am Interesse der Kinder für «ihre» Tiere. Zur Überraschung aller spendierte Maurus Imhof am Schluss Chipolata und Brot, die Franz Schuler für alle am Feuer brätelte. Und zum Dank verabschiedete sich die Klasse mit einem Lied. Wie die Beriker-Schülerinnen und -Schüler im Rahmen ihrer Projektwoche viel Neues und Wissenswertes über das Leben im nahen Wald erfahren durften, so könnten dies auch andere Kinder, etwa mit dem Angebot eines Ferienpasses oder im Schulunterricht, wenn sie die Jäger zu einer solchen Führung einladen.