Verhöhnung der Zivildienstleistenden

Intervieww mit André Blattmann «Verhöhnung der Wehrdienstleistenden», MZ 11.9.09 und TA 12.9.09

Was Armeechef André Blattmann gegen rückläufige Armeebestände vorschlägt, nämlich höhere Hürden für den Zivildienst einzurichten, kommt bei mir als eine Verhöhnung der Zivildienstleistenden, nicht der Wehrdienstleistenden an. Denn der Zivildienst dauert bereits heute eineinhalb Mal längen als der Wehrdienst und ist in vielen Fällen belastender als dieser. Sicherlich gibt es Quärulanten, die wegen Sonntagswache und Ähnlichem als Soldaten zum Zivildienst wechseln wollen. Solche nachträglichen Übertritte könnten durchaus verboten werden. Doch vielleicht fragen – 27 Jahre nach der landesweiten Armee-Abschaffungs-Diskussion – da und dort junge Menschen neu nach dem Sinn unserer Armee und finden ihn nicht: einer Armee, die für Skirennen Pisten und Jodlerfeste Bühnen erstellt, bei der Euro 08 den Verkehr regelt oder im Bereich der inneren Sicherheit Polizeiaufgaben übernimmt. Wehrdienst und Zivildienst sind zwar beide in der Verfassung verankert. Das enthebt uns jedoch nicht der Pflicht, den Sinn der Schweizer Armee im 21. Jahrhundert wieder einmal ernsthaft zu hinterfragen.