Welches Israel ist anzuerkennen?
Zu: «Wir stehen am Wendepunkt» von Mustafa
Barguthi und weiteren Berichten, MZ, 15. Januar - Nicht eingereicht
Immer wieder steht die Forderung im Raum, Israel müsse von den Palästinensern anerkannt werden. Doch hinter dieser Forderung steht die Frage: Welches Israel? Ein Israel, das sich allein um seine eigenen Sicherheitsinteressen und in keiner Weise um die allgemeinen Menschenrechte kümmert, das jede Verhältnismässigkeit vermissen lässt, die UNO-Sankionen missachtet, durch den Siedlungsbau den Palästinensern täglich Land entreisst, die Waffenruhe im letzten Jahr als erste massiv gebrochen hat, im Alltag die von ihnen besetzten Menschen erniedrigt, deren Politiker nur in militärischen Kategorien handelt? Dieses Israel kann weder von den Hamas, noch der Fatah, noch irgend einem Staat anerkannt werden.
Doch es gibt, neben der aktuellen Regierung, durchaus ein anderes Israel, das eine absolute Anerkennung durch alle Staaten, auch die Palästinenser, verdient. Gemeint ist das Israel einer breiten liberalen israelischen Elite und einer breiten Öffentlichkeit, die Frieden will und dafür auch Kompromisse einzugehen bereit ist. Es ist schliesslich das Israel mit der 60-Jahre alten Frage: «Wie können wir Israeli, die ins Heilige Land geflohen sind oder eingeladen wurden, mit den Palästinensern, die bereits hier lebten miteinander leben?»
Eine Frage, die leider erst wieder diskutiert werden kann, wenn Krieg und Terror auf allen Seiten gestoppt und wieder aufgebaut ist, was jetzt noch zerstört wird. Dass sich am Wiederaufbau auch die Schweiz zu beteiligen hat, steht ausser Zweifel; das VBS hat lange genug von der Militärlogistik der Israelis profitiert.