Unterhaltungswissen

Zusammen mit dem Programmentwickler Urs Fitze diskutierte der Publikumsrat an der Oktober-Sitzung den «Samstagabend bei SF». Es zeigte sich, dass unsere Urteile auch über Unterhaltungsprogramme nicht aus dem «hohlen Bauch», sondern angesichts ihrer Komplexität erst nach gründlicher Auseinandersetzung tolerant und kritisch konstruktiv werden.

Schon wenn wir für ein privates Fest die Unterhaltung zusammenstellen, erleben wir, wie schwierig das sein kann. Unterhaltung spricht Gefühle, «Geschmäcker» an, und über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Noch viel schwieriger muss es für SF sein, Unterhaltung, etwa den Samstagabend, zu programmieren.

Warum wohl? SF richtet sich an ein disperses Publikum, und zwar nicht allein, sondern in Konkurrenz zu andern, reicheren Sendern. Die Programmation des Samstagabends wird so zu einer gefährlichen Fahrt zwischen Skylla und Charybdis von Service Public und Quoten. Diese und weitere Fakten sind also zu berücksichtigen.

Komplexität und Vorschläge

Die Programmation 2005 bis 2007 zeigte, dass der Samstagabend eine Vielfalt von Formaten wie Spielshows, Wettbewerbe, Spielfilme umfasst. Fragen möchten wir, ob man die Zahl der Formate nicht verkleinern und der Publikum klarer umschreiben müsste. Dies könnte heissen: Reduktion und häufigere Wiederkehr der Hits und Einschränkung auf ein mittelalterliches, eher ländliches Familienpublikum bei gleichzeitiger Vernachlässigung der Jugendlichen, die zu dieser Zeit erwiesenermassen mehrheitlich im Ausgang sind.

Die erfolgreichsten Formate wie «Wetten dass», «Benissimo» und hoffentlich ab Mai «Happy Day» charakterisieren sich durch Kandidaten und Gäste, Showeinlagen und Moderatorenpersönlichkeiten mit hoher Akzeptanz. Müsste man bei den Eigenproduktionen nicht auf die Kosten achten, wären wohl solche Marken, wie auch die gelungenen «Grössten Schweizer Hits», die Lösung. Vielleicht könnte man ARD, ZDF und ORF zu weiteren Koproduktionen animieren. Gleichzeitig sollte man Quotenkiller wie Spielfilme weglassen, denn der Samstagabend, so eine Erkenntnis des Rates, muss Quoten bringen, er gehört dem Mehrheitspublikum. Auch dieses ist eine Grösse des Service public, so eine weitere Erkenntnis der Diskussion.

Innovation und Toleranz

Leicht geht es uns über die Lippen, das Samstagabendprogramm sei schlecht. Schwierig ist es jedoch für die Macher, im Kräftespiel zwischen Service public, Reichweiten und beschränkten Mitteln ein gutes Programm zu realisieren. Das verlangt von ihnen einen Willen zur Innovation und vom Publikum Verständnis und Toleranz.

Wir wissen, wenn wir ehrlich sind, nicht «einfach so», was gut ist. Und das Fernsehen weiss nicht «einfach so», wie es sein Ziel erreichen kann, es sollte weiter auf der Suche sein, darf ruhig dazu stehen, dass der Samstagabend «eine Baustelle» ist.