Was ist Film? Antworten des andern Kinos
In STALDERS FILM BLOG werden einerseits Filme vorgestellt, die mehr oder weniger explizit mit dem Thema Alter zu tun haben, anderseits wertvolle Filme aus aller Welt, bevorzugt selbstverständlich aus der Schweiz. Amerikanische Filme finden sich darunter wenige, ist ein Grossteil doch von bescheidenem Wert oder erreicht durch eine riesige Werbemaschinerie bereits die Massen.
Sehr oft stammen die besprochenen Werke aus den Ländern des Südens, des Ostens und den bekannten Filmnationen Europas.
Generell zu wenig vertreten und bekannt sind bei uns Filme aus Afrika, Asien, Südamerika, Australien und dem Balkan. Der Schweizer Verleiher trigon-film, «die andere Kinodimension», ist darauf spezialisiert, Filme aus diesen Ländern in die Schweiz zu bringen – als notwendigen Ausgleich zur Flut aus Hollywood. Er begleitet seine Filme zudem mit einem Magazin, das jetzt seine 50. Nummer feiert.
Zu diesem Anlass hat Walter Ruggle, der Direktor von trigon-film, einige seiner Autorinnen und Autoren gefragt, was sie unter Film verstehen und was ihnen Film bedeute. Ihre Antworten sind in der Beilage zu lesen. Das Heft kann in allen Arthouse-Kinos gratis mitgenommen oder beim Verleih bestellt werden.
«L’intervention divine», Elia Suleiman, Palästina
«Welt in Sicht» – Die Übersicht über das andere Kino
«Land in Sicht» rief Kolumbus, als er Amerika entdeckt hat; «Welt in Sicht», der Titel des Jubiläumsbuches von trigon-film, klingt daran an und weist darüber hinaus.
Seit zwanzig Jahren gibt es den Verleih, der bis heute gegen 300 Filme aus Afrika, Asien und Lateinamerika in die Schweizer Kinos bring, leider nicht ins Schweizer Fernsehen (wo künftig noch mehr synchronisierte Filme laufen werden). Das Standardwerk über das Filmschaffen der Kontinente des Südens und Ostens enthält Aufsätze und Interviews des Redaktors zu allen Filmen. Der schön gestaltete Band ist eine Einführung und gleichzeitig eine Übersicht über das innovative, persönliche und anregende Eine-Welt-Kino: Walter Ruggle, Welt in Sicht – Filmische Reisen durch Lateinamerika, Afrika und Asien, edition trigon-film, Ennetbaden 2008, 503 Seiten, 280 Fotos, Fr. 49.-.
Der Titel steht für den Paradigmenwechsel, der besagt, dass es nur eine uns allen gemeinsame Welt gibt. In diesem Sinne filmen, schreiben und sprechen die Cineasten, was im Kern für alle Weltbürger Gültigkeit hat. Das Betrachten all dieser Filme wäre die beste Schule für den Umgang mit der Welt von morgen. Als Einstimmung zu den andern Filmen der andern Welt hier einige ausgewählte Aussagen von Regisseurinnen und Regisseuren.
«Yiyi», Edward Yang, China
«Dem Kino und der Kultur verdanken wir, dass wir die anderen kennenlernen und besser kennen können und dass dies nicht über die Angst geschehen muss, sondern über die Freude geschehen kann», Daniel Burman, Argentinien.
«In Europa wartet man immer noch darauf, dass wir Filme in der Filmsprache der Europäer oder Nordamerikaner machen, anstatt dass man endlich wahrnehmen würde, dass auch wir eine eigene Sprache haben», Fernando Solanas, Argentinien.
«Um einen Film zu machen, benötigst du einen gewissen Abstand, um klar zu sehen. Gleichzeitig begeisterst du dich so leidenschaftlich für dein Thema, dass du dich sehr nah damit verbunden fühlst. Es ist eine Wechselbeziehung zwischen Abstand und Nähe, die nie endet», Patricio Guzmán, Chile.
«Sind wir so verschieden, dass wir unterschiedliche Definitionen für das eine Wort „menschlich“ benötigen? Ich möchte, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer mit dem Eindruck aus meinem Film herauskommen, einen Augenblick mit einem Freund verbracht zu haben», Edward Yang, Taiwan.
«Im Leben eines Menschen gibt es immer wieder Momente, in denen man innehalten muss, um zu erkennen, was getan worden ist und was zu tun bleibt», Soulyemane Cissé, Mali.
«Ein Film ist für mich wie ein Kristall, den man aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten kann. Je nach Perspektive verändern sich die Eindrücke», Akira Kurosawa, Japan.
«Wenn man versucht, einen rationalen Weg zu folgen, wird man oberflächlich. Wenn man aber auf das hört, was aus der tiefsten Seele kommt, kann das Ergebnis diese Arbeit alle berühren und eine tiefe, universelle Kommunikation herstellen», Bae Yong-kyun, Südkorea.
«Im Leben eines Menschen gibt es immer wieder Momente, in denen man innehalten muss, um zu erkennen, was getan worden ist und was zu tun bleibt», Soulyemane Cissé, Mali.
«Man läuft oft einem Traum nach, und wenn man ihn erreicht hat, nimmt man ihn nicht wahr», Nacer Khemir, Tunesien.