Wie wird – und bleibt – man ein Star?

Leider folgten nur etwa vierzig Gäste der interessanten Diskussion, zu der die Radio- und Fernsehgenossenschaft Zürich Schaffhausen RFZ auf den 3. März ins Bernhard-Theater eingeladen hatte. Unter Leitung von Alfred Fetscherin diskutierten der frisch gekürte MusikStar Salome Clausen, das Urgestein des Schweizer Unterhaltungsfernsehens Kurt Felix, der Pressechef von SF DRS Urs Durrer und Bruno Slongo, ein Headhunter aus der Wirtschaft über die Themen: Wie wird man ein Star? Wie bleibt man ein Star?

Gerade fünf Tage nach dem frenetischen Jubel und dem Siegestaumel in der Maag-Halle, was von 1,33 Millionen Menschen in der ganzen Schweiz mitverfolgt wurde, muss sich Salome vor vielen leeren Stühlen etwas komisch vorgekommen sein. Im Publikum sassen etwa ein halbes Dutzend Jugendliche und der grosse Rest der Anwesenden waren mittelalterlich und älter, ein Teil zudem aus professionellen Gründen. Doch die Ernsthaftigkeit der Anwesenden im Saal entlockte ihr und auch den andern Gesprächspartner ganz kluge Antworten: Nicht erfolgreich werden, sondern erfolgreich bleiben, sei das schwierigste; und überhaupt fühle sie sich überhaupt nicht als Star. Was denn wirklich ein Star sei, beantwortete Felix mit dem schönen Bild eines „Sterns, einer Lichtgestalt am Himmel“.

Aus der Wirtschaftsseite brachte Slongo ein, dass es immer wieder Abstürze gebe. In seinem Bereich gebe es weniger Stars, denn ein CEO sei der Leader eines Teams, weniger ein Einzelkämpfer wie die Sängerinnen und Sänger auf der Bühne. Er Top-Manager benötige eine breite Ausbildung, von ihm wird harte Arbeit und Engagement verlangt, und schliesslich brauche es immer auch ein Quäntchen Glück.

Ein Star werden und bleiben

Aus dem Vollen schöpfte Felix, indem er mit sieben Punkten und einer Zugabe umschrieb, wie man Star – oder eben eine erfolgreiche Persönlichkeit im Showbiz –werden und vor allem bleiben könne:

1. Es braucht dazu – ohne Wenn und Aber – ein ausserordentliches Können.
2. Fehlen darf dabei aber auch eine gesunde Portion Narzismus.
3. Und wichtig ist die Bereitchaft, Schritt um Schritt die Leiter hoch zu klettern.
4. Weiter benötigt man ein breites und gutes Beziehungsnetzt.
5. Auf die Dauer braucht es dann eine gute Medienpräsenz.
6. Und unabdingbar ist das Glück, den Zeitgeist immer wieder zu treffen.
7. Schliesslich als Schwierigstes den Willen, dies alles zu verknüpfen.
8. Und sozusagen als Zugabe bleibt es Schicksal, Gottes Segen.

Durrer führt an, wie das Fernsehen bei MusicStar den jungen Menschen Starthilfe anbietet, sie dann aber nach einer gewissen Zeit in die „Freiheit entlässt“ und dass das Fernsehen mit diesem Format eine Art Nachwuchsförderung betreibe in einem Bereich, der sonst niemand leistet.

«MusicStar» als Volkserziehung

Felix schob nach, dass man nur das machen soll, was man kann. Und Durrer gibt Salome mit auf den Weg, dass es in diesem Business immer darum gehe, „sich selber zu bleiben und seiner inneren Stimme zu gehorchen“. Dies, so scheint mir, ist wohl gerade eine der Qualitäten, die Salome – und auch einige andere in der Casting-Show von SF DRS – weiter gebracht hat.

Solche Überlegungen führen mich dann gleich zur Frage nach dem tieferen Sinn dieses Formats beim Schweizer Fernsehen – Service public kann man dies auch nennen. Mir scheint, dass die Verantwortlichen des MusicStars mit dieser Sendung und allen Anstrengungen darum herum etwa Besonderes geleitet haben. In einer Gesellschaft, die schon als Mediengesellschaft, als Erlebnisgesellschaft, als Spassgesellschaft, Erlebnisgesellschaft oder Mediengesellschaft umschrieben wurde, hat der MusicStar eine adäquate Form der Motivation jugendlicher Menschen gefunden. Was in früheren Zeiten der Moralfinger mit dem Aufruf zum Verzicht oder in den Phasen eines Wirtschaftsbooms der Aufruf zu mehr Leistung bewirkte, kann heute da und dort durchaus dieser Ausbruch von Begeisterung und Power sein. Zu solchen persönlichen Schlüsse konnte man durchaus nach der insgesamt guten und anregenden Diskussion kommen.