Alle Welt isst Hühnereier

Der Titel ist einem Statement von Henry Ford entnommen, das folgendermassen lautet: «Enten legen ihre Eier in aller Stille. Hühner gackern dabei wie verrückt. Was ist die Folge? Alle Welt isst Hühnereier.»

Hand aufs Herz: Wollen nicht auch wir, dass alle Welt «unsere Hühnereier» isst. Dass die potentiellen Klienten unser Heim finden. Dass gute Mitarbeiterinnen zu uns kommen. Dass Gönner unser Heim oder unsere Schule unterstützen.

Tue Gutes...

Dass man uns sieht, hört, kennt und schätzt – dafür müssen wir «gackern», müssen wir darüber sprechen, was wir tun und wie wir es tun, müssen wir bekannt machen, dass wir gute Arbeit leisten. «Tu Gutes und rede darüber», bedeutet, nach Georg Volkmar Zedtwitz-Arnim, Öffentlichkeitsarbeit.

Ich gehe davon aus, dass wir alle Gutes tun, das Beste leisten. Oft geschieht dies im Verborgenen, im vertraulichen Gespräch mit einem Klienten, einer Klientin, mit Angehörigen oder Bezugspersonen. Wer sieht das? Wer hört das schon? – Wer dürfte, sollte, müsste darüber informiert werden? Das ist die Frage.

In einem kleinen Dorf, in dem sich alle kennen, da sieht und hört man alles, weiss man alles von einander. Doch heute leben die meisten Menschen in einer Welt, in der Kommunikation nur in beschränktem Masse persönlich erfolgt. Wir sind in einer Mediengesellschaft, in der wir unser Wissen über die Welt vor allem durch Informationen und Erlebnisse bilden, die wir aus den Massenmedien erhalten.

«Wer in den Medien nicht existiert, existiert nicht», heisst das dann etwas zugespitzt. Doch da liegt das Problem. Die Informationen und Geschichten in den Medien vermitteln – weder quantitativ noch qualitativ – die Bilder der sozialen Wirklichkeit, wie wir sie aus unserer täglichen Arbeit kennen. – Weshalb ist das so?

Erstens haben die heutigen Massenmedien an den Themen aus dem sozialen und dem pädagogischen Bereich wenig Interesse, weil damit nur schwer etwas zu verdienen ist.

Zweitens bringen die Medien wenig über unsere Themen, weil wir sie nicht genügend und in geeigneter Form darüber informieren.

Drittens sind unsere Themen nicht per se Themen, die unsere Gesellschaft wünscht, die sie lieber verdrängt und tabuisiert.

... und sprich darüber!

Doch allmählich beginnt bei den in der Sozialen Arbeit Tätigen das Bewusstsein zu reifen, dass Informationen und Erlebnisse aus dem Sozialwesen und der Erziehung in die Informations- und in die Unterhaltungsgefässe der Massenmedien gehören. Es wird kaum mehr widersprochen, dass Öffentlichkeitsarbeit nötig ist. Dieses Bewusstsein aber ist die Veraussetzung, dass etwas getan wird, dass man in der Öffentlichkeit darüber spricht, was man im Innern sozialer und pädagogischer Einrichtungen tut.

Nötig wird jetzt, dafür zu sensibilisieren, was in der Öffentlichkeitsarbeit eigentlich geschieht, und zu thematisieren, welche Chancen und Gefahren diese Arbeit in sich birgt. Nötig wird dann, Wege zu suchen, Mittel kennen zu lernen, Methoden zu entwickeln – und dies alles auszutauschen.