Der lange Weg der Integration der Realschule in die KSM

Als am 11. April 2005 der erste Spatenstich für den Pavillon auf dem Gelände der Kreisschule Mutschellen getätigt wurde, hat eine lange Entwicklung ein wichtiges Etappenziel, doch noch nicht das Endziel der Integration der Realschule in die KSM erreicht. Diese hat vor mehr als zehn Jahren begonnen und wird noch einige Zeit weiter dauern: Eine Entwicklung, an der viele mitgewirkt haben und noch mitwirken werden, weshalb sie heute auch von allen getragen wird.

Elternproteste

Am Anfang stand, wie oft bei ähnlichen Entwicklungen, ein Protest. Einige Eltern von Realschülerinnen und -realschülern wollten sich Ende der Achtzigerjahre nicht mehr damit abfinden, dass ihre Kinder, im Vergleich zu jenen in der Sekundar- und Bezirksschule, benachteiligt werden. Sie mussten in den Gemeindeschulen bei den Kleinen bleiben. Im Gegensatz zur Bez und Sek war ihr Wahl- und Freifächerangebot kleiner. Die Realschule erlebte man als diskriminierend.

Antworten der Schulpflegen

Der Protest war lautstark und polemisch, bis er schliesslich von den Schulpflegen wahrgenommen wurde. In zahlreichen Sitzungen postulierten die Eltern Anliegen, schrieben Briefe und machten Eingaben, um die Realklassen in den vier Mutscheller Gemeinden neu zu organisieren. Die Schulpflegen nahmen sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten, Reglemente und Budgetvorgaben der Anliegen an und entwickelten Strategien für eine Verbesserung der prekären Situation.

Kommunikation und Kooperation

Auch Schulpflegen konnten keine Wunder wirken. Die politischen Spielregeln sind oft hart, der Umgang mit ihnen mühsam. Es fehlten an der KSM Klassenräume, ein zentrales Schulhaus und die vertraglichen Grundlagen. Die Analyse zeigte, dass als Erstes eine verstärkte Kommunikation zwischen den Reallehrpersonen an den vier Schulhäusern und eine intensivierte Kooperation der Klassen nötig sind. Bevor an bauliche Massnahmen zu denken war, ging es um die Bildung eines vertieften Selbstverständnisses aller Realschulen auf dem Berg.

Regos-Diskussionen

Im März 2000 stimmte der Aargauer Souverän über Regos, die Regionalisierung der Oberstufe, ab. Vertreter der vier Gemeinden und der fünf Schulpflegen suchten Möglichkeiten, wie die Forderungen des Kantons auf dem Mutschellen zu realisieren sind. Zur Diskussion standen die konsequente Umsetzung mit einem Zentrum für Bez, Sek und Real am gleichen Ort und die Variante Mini-Regos mit Realklassen an zwei Standorten. Man erarbeitete detaillierte Konzepte über die Entwicklung der Schülerzahlen und den Schulraumbedarf, alles mit dem Ziel einer Verbesserung der pädagogischen Aspekte.

Erweiterung des Kreisschulverbandes

Die Bezirks- und Sekundarschule sind seit Jahren im Kreisschulverband der Gemeinden Berikon, Oberwil-Lieli, Rudolfstetten-Friedlisberg und Widen zusammengeschlossen. Im Mai 2002 nahm deren Abgeordnetenversammlung auch die Realschule in den Verband auf, was von niemand wirklich bestritten wurde. Damit war die juristische Voraussetzung geschaffen, grundsätzliche, organisatorische, finanzielle und nötigenfalls bauliche Veränderungen anzugehen.

Wahl des Schulleiters

Um das Zusammenwirken und Zusammengehen der Realklassen und der Reallehrpersonen weiter zu fördern, wurde am 26. März 2003 Enrico Portner zum Schulleiter der Realschule der KSM gewählt. Seine Hauptaufgabe hiess, die 152 Kinder, welche von 30 Lehrkräften in zehn Abteilungen an vier Standorten unterrichtet wurden, zu einer gut funktionierenden Realschule mit erweitertem Angebot zusammenzuschmieden. Der Kanton verlangte Regos bis zum Schuljahr 2005/06. Auf dem Mutschellen wird dies jetzt verwirklicht.

Pavillon-Entscheid

Vorschläge der Kreisschulpflege und Lehrerschaft zur Integration der Realklassen auf dem Kreisschulareal wurden von den Gemeindebehörden abgelehnt. Für eine umfassende Bedürfnisabklärung wurde bei der Firma Metron in Brugg eine Studie in Auftrag gegeben, deren Resultate auch den Dorfschulen für ihre eigenen Entwicklungsprognosen zu dienen haben. Für die KSM bedeutete das Resultat das Aufstellen eines Pavillons, weil die Kinderzahlen in nächster Zeit rückläufig sein werden. Der Kredit für ein etwa fünfjähriges Provisorium wurde 2004 von allen Verbandsgemeinden gutgeheissen.

Schulkultur

Mit dem Zügeltermin im Sommer 2005 wird die Integration der Realschule in die KSM nicht abgeschlossen sein. Die Profilierung der Real, die Abgrenzung zur Sek und Bez und das Weiterarbeiten an einer gemeinsamen KSM-Identität wird noch Jahre dauern: strategisch von der Schulpflege, operativ den Schulleitungen, praktisch von allen zu leisten, die mit der Kreisschule zu tun haben. Es geht um die weitere Förderung der Schulkultur an der Kreisschule Mutschellen.

Nachbemerkungen

Der beschriebene Prozess wurde nach meiner persönlichen Einschätzung von zwei Prinzipien getragen: dem Prinzip des Machens und dem Prinzip des Wachsens. Es bestätigt sich wieder einmal, dass solche Entwicklungen nur Erfolg haben, wenn das männliche und das weibliche Prinzip gleichwertig ineinander greifen.

Weiter bewahrheitet sich für mich, dass ein solcher Prozess, will er glücken, nicht bloss an offizielle Instanzen delegiert werden darf, sondern dass alle mitzuwirken haben, da auch hier gilt, was Max Frisch einmal von den Laien forderte: «Der Laie ist der Mensch, der sich in seine eigenen Angelegenheiten einmischt».

Und drittens machte der Prozess mir bewusst, dass es für nachhaltige gesellschaftliche Entwicklungen Menschen mit einem langen Atem braucht, die mit einer Doppelstrategie leben und handeln können: ohne das Fernziel zu vergessen, tagtäglich in kleinen Schritten in die richtige Richtung zu gehen.