Nonstop. Über die Geschwindigkeit des Lebens
Express-Kasse, Power-Nap und Klettverschluss usw. Wir sind schnell unterwegs. Nonstop. Rund um die Uhr. Wir geben Gas, um Zeit zu gewinnen, und haben trotzdem immer zu wenig davon. Die neue Ausstellung «nonstop» des Stapferhaus-Teams in Lenzburg führt mitten in die rasende Zeitkultur der Gegenwart. Zu Tempomachern und Tempotherapeuten, zu Gestressten und Entschleunigsten. Sie konfrontiert mit einer Welt zwischen BlackBerry und Yogamatte, Melkrobotern und Wellnessoasen. Die Erlebnis-Ausstellung zeigt, wie wir zu Kindern unserer Zeit geworden sind und stellt die Frage: Wer macht das Tempo und wie halten wir Schritt?
Alles, was zu sagen ist, wird hier nicht doziert, sondern erlebbar gemacht, auf vielfältige, originelle, innovative Art, aus verschiedenen Gesichtspunkten betrachtet, kritisch und doch nicht moralisierend. Zur Ausstellung gehören eine Vielzahl höchst interessanter Veranstaltungen (weshalb sich ein baldiger Blick auf die Website empfiehlt), als Katalog ein «Lese- und Hörbuch über die Geschwindigkeit des Lebens» und für die Schule das Lehrbuch «Der Rhyhmus, bei dem die Schule mit muss» mit Unterrichtsmaterialien, eine interessante Website, verschiedene Führungen, Workshops und ein Bücherstand, der hilft, das Theme weiter zu vertiefen.
Da die Zeit auch die Soziale Arbeit auf vielfältige Weise beeinflusst, dürfte die Ausstellung auch in diesen Kreisen auf grosses Interesse stossen. Die Zeit betrifft die Entwicklung der Gesellschaft, Technologie und Kulturtechniken, die Befindlichkeit der Klienten und nicht zuletzt auch der Professionellen. Wie nur höchst selten trifft diese Ausstellung ihre Besucher im Kern, in einem Bereich der Unsicherheit – wenn man nur den Mut hat, einzusteigen und sich betreffen zu lassen. Es geht hier nicht um Ausbildung, obwohl alles wissenschaftlich fundiert ist, sondern um Bildung, Menschenbildung. Wertvoll nicht nur für jene, die bereits im Beruf stehen, sondern auch die Studierenden. Empfehlenswert sind Besuche als Gruppe oder Klasse. Ein halbtägiger Besuch könnte da oder dort wichtiger sein als eine semesterlange Vorlesung, auch wenn es dafür keine ECTS-Punkte gibt. Eine Beobachtung am Rande (gilt auch für den Film «Pausenlos», der in eine ähnliche Richtung zielt): Es sind vor allem Frauen, die diese Ausstellung besuchen und den Film anschauen. Es zeigt sich wieder einmal, dass sich Frauen eher mit dem wirklich Wesentlichen befassen.
> Bis 29. November 2009
> Zeughausareal Lenzburg