Wissen vernetzen mit dem SF-Bildungspilot
Informationen zur richtigen Zeit, am richtigen Ort, in der richtigen Form verfügbar haben, ist heute wichtiger denn je. Auch in der Bildungsarbeit der Schule. Ältere Personen kennen noch den Schulfunk, der seit 1930 Radiosendung fürs Klassenzimmer produzierte. Seit 1964 haben wir das Schulfernsehen, das 2001 einen offensichtlichen Aufschwung erlebte und sich in die moderne Mediensituation einpasste. Doch die Zukunft hat erst begonnen.
Das Schweizer Fernsehen besitzt heute nicht nur ein ausgezeichnetes Schulfernsehen mit Medienpaketen zu Unterrichtsthemen, die Zeitschrift «Achtung Aufnahme» und E-Learning. SF bietet auch sonst in Gefässen wie «Horizonte», «DOK», «MTW», «Reporter» usw. Sendungen an, die sich für die Bildungsarbeit in Schulen aller Stufen und ausserschulische Einrichtungen vielfältig nützen lassen. Doch: Wer hat die Übersicht, zeichnet all die interessanten Sendungen auf, findet die Materialien im richtigen Moment? Eigentlich gilt noch immer das Diktum des ehemaligen Kulturchefs des Schweizer Fernsehen Alex Bänninger, dass «jede Fernsehpremiere eine Fernsehkremation» sein. Das Riesenangebot, das sich auch für die Schule und die weitere Bildungsarbeit eignet, wird angesichts des konkreten Schulalltags nur zu einem verschwindend kleinen Teil genützt.
Das Problem heisst also nicht, das Fernsehen biete zu wenig «Bildung», Sendungen mit bildenden Inhalten, wie von Seite gewisser Politiker moniert wird. Sondern es heisst, dass man zu wenig weiss, was alles zur Verfügung steht, wie man an die Sendungen und zum Begleitmaterial kommt und dass man schliesslich mit Mediendidaktik vielerorts noch zu wenig vertraut ist.
Bis heute fehlt eine Plattform, die einfach, schnell und sicher den Bildungsinstitutionen qualifizierte Inhalte vermittelt. Diese Lücke will das Fernsehen jetzt schliessen und leistet damit eine Pionierarbeit. Der SF Bildungspilot soll eine Drehscheibe werden, die Anbietern von Bildungs- und Wissensinhalten mit den unterschiedlichsten Bedarfsgruppen zusammenführt. Er wird sich an Wissenshungrige, Lernende und Bildungsinteressierte aller Altersstufen sowie Kleinbetriebe oder Grossorganisationen wenden. Die «Bildungsplattform» soll das Angebot des Schulfernsehens, aktuelle Sendungen von SF und Radio DRS und deren Archive, die schrittweise und gezielt geöffnet werden, sowie Produktionen oder Dienstleistungen nicht-kommerzieller und kommerzieller Anbieter umfassen.
Drehscheibe von Wissens- und Bildungsinhalten
SF Bildungspilot selbst ist, historisch bedingt, vernetzt mit der Schweizerischen Stiftung für audiovisuelle Bildungsangebote und ihren rund 40 Mitgliedern aus schweizerischen Organisationen und Verwaltungsstellen. Die SSAB initiierte seit mehr als zehn Jahren AV-Produktionen, koordinierte Trägerinstitutionen, arbeitete Konzeptionen aus und unterstützte deren Umsetzung. Die von ihr geleistete Vorarbeit wird nun, der neue Informations- und Kommunikationstechnologie angepasst, weitergeführt und ausgeweitet. Durch systematische und konsequente Vernetzung erhalten die einzelnen Angebote und die Nutzerinnen und Nutzer einen wichtigen Mehrwert.
Gestartet hat das Projekt im Jahre 2000, aufgeschaltet wird er in einer ersten Konkretisierungsform im Jahre 2007, deren Weiterentwicklung als «Work in Progress» ist in der gegenwärtigen Phase kaum absehbar. Persönlich hoffe ich, dass man mit dem Projekt nicht zu schnell voran schreitet; die Menschen, die die Angebote nutzen sollen, müssen gut motiviert, vorbereitet, informiert und geschult werden. Ich möchte dafür das Prinzip «Wachsen» empfehlen. Denn das Projekt hat nur Erfolg, wenn es genutzt wird, und das in einer Bildungslandschaft, die sich in einem epochalen Umbruch befindet und viel Verunsicherung herrscht. Weiter dürfte für die Entwicklung des Unternehmens wichtig sein, die potentiellen Zielpublika und deren Bedürfnisse sehr genau zu studieren.
Neue LehrerInnen braucht das Volk!
Wie es beim klassischen Lehrfilm und beim Schulfernsehen nicht darum geht, einfach Sendungen zu zeigen und dann zu meinen, gemäss dem Bild des «Nürnberger Trichters», die Kinder würden damit automatisch klüger, so verhält es sich auch bei diesem neuen Angebot. Die alten AV-Medien und der SF Bildungspilot online sollten Prozesse auszulösen, wofür es gute Pädagoginnen und Pädagogen braucht. Von ihnen wird nämlich ein neues Selbstverständnis verlangt. In Zukunft werden sie immer weniger Inhalte vermitteln, sondern Prozesse initiieren, begleiten, überwachen. Denn Bildung ist kein Inhalt, sondern ein Prozess.
Das verlangt vielleicht da und dort ein Umdenken, macht Lehrerinnen und Lehrer keinesfalls arbeitslos, wie Technokraten meinen. Es stellt sie vor eine weitere Herausforderung, die ihre Arbeit bereichern und dem Beruf eine neue Würde geben kann. Ihnen obliegt es, begleitend, helfend, führend, unterstützend Bildung zu ermöglichen. Sie werden recht eigentlich zu Geburtshelferinnen und Geburtshelfer des Bildungs- und Kulturatiosprozesses.
Adresse SF Bildungspilot: Fernsehstrasse 1-4, Postfach, 8052 Zürich
Projektleitung: Barbara Krieger barbara.krieger@sf.tvSSAB: www.ssab-online.ch, gegründet 1993 Präsidentin: Hanna Muralt Müller: Gurtenstrasse 5, 3003 Bern, hanna.muralt-mueller@bk.admin.ch
Schulfernsehen: Fernsehstrasse 1-4, Postfach, 8052 Zürich, www.sf.tv/system/frames/highlights/schulfernsehen Leiter: Konrad Wepfer, konrad.wepfer@sf.tv