Alafenisch, Salim: Amira im Brautzelt

«Ein Mann ist nicht wie ein Kleid, das man beliebig austauschen kann. Mit ihm verbringst du ein ganzes Leben, das will gut überlegt sein.» Mit diesem selbstverständlichen und dennoch essentiellen Motto taucht der berühmte beduinische Autor Salim Alafenisch in die Welt von Tausend und eine Nacht ein, in welcher eine Geschichte aus der andern auftaucht und diese wiederum in eine andere untertaucht.
Amira, das schönste Mädchen der Wüste, einzige Tochter von Omar und Fatima, kann sich nicht zwischen ihren drei verbliebenen Heiratsbewerbern entscheiden. Die Grossmutter weiss Rat. Amira bittet Khalil, Nabil und Talal um eine weitere Kostprobe ihrer Erzählkunst. Natürlich hatte jeder gehofft, schon nach der ersten Geschichte Amira für sich gewonnen zu haben. Doch für das schöne Mädchen sind sie bereit, der erneuten Bitte nachzukommen. Mit den Tagen werden sie jedoch immer besorgter: Es will ihnen einfach nichts einfallen. Hilfe suchend wenden sich die drei Heiratswilligen an ihre Mütter, und die weiss immer einen Rat.

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Salim Alafenisch wurde 1948 als Sohn eines Beduinenscheichs in der Negev-Wüste geboren. Als Kind hütete er die Kamele seines Vaters. Mit vierzehn Jahren lernte er Lesen und Schreiben, als sein ältester Bruder eine Schule im Stammesgebiet gründete. Anschliessend besuchte er das Gymnasium in Nazareth. Nach einem Sprachstudium am Princeton College in London studierte er Soziologie, Ethnologie und Psychologie an der Universität Heidelberg. Seit 1984 ist er in der Bildungsarbeit, mit den Schwerpunkten Geschichte und Kultur des Vorderen Orients, tätig. Kulturelle Begegnung zwischen Orient und Okzident, Kultur und Lebensweise der Beduinen sind seine bevorzugten Themen. Als freier Schriftsteller lebt er in Heidelberg. Seit mehreren Jahren beschäftigt sich Salim Alafenisch mit der orientalischen Erzählkunst und macht Lesungen, Rundfunksendungen und Vorträge vor Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern. In Anlehnung an die orientalische Tradition erzählt er seine Geschichten frei. Seine Bücher wurden ins Französische, Spanische, Katalanische, Italienische, Hebräische und Arabische übersetzt. Er unternahm Lesereisen nach Frankreich, Spanien, Luxemburg, Israel, Palästina, Ägypten und im gesamten deutschsprachigen Raum.

Ein gut neunminütiges Interview mit Salim Alafenisch gibt eine gute Einführung.

Hanspeter Stalder

Salim Alafenisch: Amira Im Brautzelt. Unionsverlag, Zürich 2011, 154 Seiten

Nachbemerkung: Salim Alafenisch ist beim Diwan der Kinderhilfe Bethlehem vom 3. Mai 2012 der Gast. Er liest aus seinen Büchern, erzählt aus seinem Leben und stellt sich der Diskussion des Publikums.