Alafenisch, Salim: Die Feuerprobe

Der Stamm von Salim Alafenisch in der Negev-Wüste wird von einer Nachbarssippe des Mordes verdächtigt. Als alle Vermittlungsbemühungen scheitern, willigt der Vater, der Scheich des Stammes, in die uralte, radikale Wahrheitsprobe der Beduinen, die Feuerprobe, ein. Wenn sein ältester Sohn die Feuerprobe besteht, gilt der Stamm als unschuldig; wenn er sie nicht besteht, müssen vier Männer zur Sühne sterben.

Nun beginnt ein viele Jahre dauerndes Drama. Kriege ziehen ins Land, das Leben der Beduinen wird umgewälzt. Doch zuletzt finden sich alle in der Hütte eines Feuerproberichters in Ägypten ein. Nach dem magischen Ritual führt er mit einer rot glühenden Pfanne den Wahrheitsbeweis, das Gottesurteil, durch.

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Das Geheimnis der Feuerprobe wird Salim Alafenisch nicht mehr loslassen. Es war seine Familie, von der die Geschichte erzählt. Sein Vater war der Scheich und sein Bruder derjenige, der den Test bestehen musste und auch bestand. Nach Jahren reist er zurück zum Feuerproberichter und erforscht dieses Ritual, das bis zum heutigen Tag unter der Oberfläche der Moderne weiterlebt. – Nicht uninteressant ist ein Vergleich mit der Erzählung «Die Feuerprobe» von Werner Bergengruen, welche von einem ähnlichen Gottesurteil handelt.

Die Erzählung, die sich im Jahr 1966 in seiner Sippe so ereignet hat, wie sie erzählt wird, ist signifikant für Alafenisch, der in der Wüste Negev geboren wurde, also Beduinenkultur in sich trägt, aber auch in Europa Ethnologie, Soziologie und Psychologie studiert hat, also auch mit der europäischen Aufklärung vertraut ist.

Salim Alafenisch: Die Feuerprobe. Unionsverlag, Zürich 2009, 137 Seiten