Capovilla, Nandino: Ein Priester in der Hölle

Der italienische Journalist und Priester Nandino Capovilla, Leiter von Pax Christi Italia, führte 2009 lange Gespräche mit Padre Abuna Manuel Musallam, der 1938 in Palästina geboren, 1963 ordiniert wurde und seit 1995 während vierzehn Jahren in der Gemeinde zur Heiligen Familie in Gaza Priester war. Ergänzt durch einige Dokumente, unter anderem einen Brief an Papst Benedikt XVI, und Fotos bilden diese Gespräche den Inhalt des persönlichen, engagierten, von christlicher Liebe und christlichem Zorn erfüllten Buches.

Der Pater, der von seinen Erfahrungen erzählt, ist also jemand, der das Leben im Gazastreifen kennt und die israelische Operation «Gegossenes Blei» vom 27. Dezember 2008 bis 18. Januar 2009 aus nächster Nähe miterlebt und erlitten hat. Ein Massaker war es; kein Krieg; denn es standen sich keine Heere gegenüber, sondern ein hoch gerüstetes Heer und eine Zivilbevölkerung. Die Fakten darüber sind bekannt, belegt und hier priest-gaza-manuel-musallam-marseilles_350703.jpgauszugsweise wiederholt: Innerhalb der ersten zwei Minuten wurden alle Polizeiposten bombardiert und vierundsechzig Polizeioffiziere getötet. Am Ende der 27-tägigen Operation waren 1396 Personen getötet, davon 64 Hamas-Milizionäre, 320 Kinder und 111 Frauen sowie 9 Israeli. Eingesetzt wurden dabei weisse Phosphor-Bomben und andere nach den Genfer Abkommen verbotene Waffen.

Das Buch ist ein Aufschrei und eine Anklage an die Christen, inklusive Papst, und die Politiker der Welt, welche dies alles zuliessen, eine Kritik an die meisten Medien, die sich von der israelischen PR-Maschinerie missbrauchen liessen – und ein Aufruf an uns alle, im Nachhinein wenigstens die Tatsachen zur Kenntnis zu nehmen und zu verbreiten – und weiter ins Land zu kommen, um zu sehen und zu hören, wie das Leben in Palästina wirklich ist.

Capovilla, Nandino: Ein Priester in der Hölle. Vorwort von Wiltrud Roesch-Metzler. Zambon Verlag, Frankfurt a. M. 2011, 159 Seiten