Clot, Ziyad: Einen Palästinenser-Staat wird es nicht geben

«Ich habe ein El-Al-Ticket gekauft. Ziel Ben-Gurion-Flughafen, Tel Aviv, Israel. Vor sechzig Jahren ist meine Mutter nur wenige Dutzend Kilometer davon entfernt geboren worden. In Haifa, in Palästina.» So beginnt Ziyad Clot, 1977 als Enkel palästinensischer Flüchtlinge in Frankreich geboren, heute in Paris lebend, die Geschichte seiner Rückkehr nach Palästina. In Ramallah nimmt er als juristischer Berater und Unterhändler der PLO an allen Verhandlungen teil, die zur palästinensischen Staatsgründung bis Ende 2008 hätten beitragen sollen. Schnell begriff der Autor jedoch, dass «der Friedensprozess nur ein Schauspiel, eine Farce ist, zum Schaden des palästinensischen Volkes und zum Preis des in Gaza geflossenen Blutes. Und ich war dabei, gegen meinen Willen eine Marionette in diesem Schauspiel zu werden.» Kurz nach der Wahl Barak Obamas zum US-Präsidenten kündigte er seinen Job.

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Dass im Nahen Osten in den letzten Jahrzehnten keine wirklichen Friedensverhandlungen stattgefunden haben, weiss jeder einigermassen Informierte. Doch wie diese «Friedensverhandlungen», Sitzung um Sitzung, Traktandum um Traktandum, abliefen, das wird hier erstmals öffentlich. Das Ergebnis ist enttäuschend, d. h. es befreit von der Täuschung, in der viel aus klarem Unwissen oder blindem Glauben verharren.

Clot informiert über die vor der Weltöffentlichkeit geheim gehaltenen Details der sogenannten Friedensverhandlungen. Er enthüllt – auf beiden Seiten – Scheinheiligkeit, politische Manöver und interne und internationale Rivalitäten, welche die Illusion einer Zweitstaatenbildung bis heute aufrecht erhalten. Dieser Augenzeugenbericht, angereichert mit persönlichen Erlebnissen und (in der deutschen Ausgabe) mit interessanten Fussnoten mit Übersetzungen und Hintergründen sowie nützlichen Karten, zeigt, wie und warum die Verhandlungen,die zur Bildung eines palästinensischen Staates hätten führen sollen, im Sande verliefen. Er ist der Meinung, dass eine friedliche Lösung des Konfliktes die Bildung eines Gesamtstaates voraussetzt, in dem Palästinenser und Israelis zusammen leben. Dieses «hybride Gebilde», das er am Schluss des Buches dialektisch diskutiert, existiert jedoch bereits, wenn auch unter der unmenschlichen Diktatur eines Teils der Bevölkerung über die andere.

Ziyad Clot: Einen palästinensischen Staat wird es nicht geben. Tagebuch eines Unterhändlers in Palästina. Zambon Verlag, Frankfurt a. M. 2011, 255 Seiten