Debray Régis: Brief an einen israelischen Freund

Der Brief von Régis Debray, dem früheren Mitstreiter von Che Guevara und Berater von François Mitterand, an Élie Barnavi, den ehemaligen Botschafter Israels in Frankreich und Autor von «Les religiones meurtrières», handelt vom Verhältnis zwischen Israel und Palästina sowie von Aspekten des Judentums und des Antisemitismus. Das mit profundem Wissen und intellektueller Schärfe geschriebene Buch der beiden Intellektuellen vermeidet Provokation und dient als Aufforderung zur notwendigen Reflexion in einem fast schon versteinerten Konflikt.

So wünscht man sich die Auseinandersetzung mit dem Nahostkonflikt: in der Haltung ehrlich sich selbst und freundschaftlich dem Gesprächspartner gegenüber, konsequent und differenziert in der Sache! Wenn die Inhalte auch einem breiteren Publikum nur zum Teil bekannt sein dürften, folgt man dennoch dem Diskurs der beiden mit Genuss und da und dort mit dem Gewinn interessanter neuer Einsichten.

Debray wirft Israel u. a. vor, ein Kolonialstaat zu sein, der nicht aufhöre, zu «enteignen und zu kolonialisieren», kritisiert den «erinnerungspolitischen Umgang mit der Shoah», indem er meint, dass die Tragik des Nahen Ostens darin bestehe, dass die Araber für die Shoah blind, die Juden aber durch sie verblendet seien. Am Schluss spricht er «Über zwei Israel» und meint damit die Anhänger Jakobs und die Anhänger Abrahams, jene, die sich in den Bunker zurückziehen, und jene, die sich für eine Koexistenz öffnen.

Régis Debray: Brief an einen israelischen Freund. Laika Verlag, Hamburg 2011. 107 Seiten