Debray Régis: Brief an einen israelischen Freund
So wünscht man sich die Auseinandersetzung mit dem Nahostkonflikt: in der Haltung ehrlich sich selbst und freundschaftlich dem Gesprächspartner gegenüber, konsequent und differenziert in der Sache! Wenn die Inhalte auch einem breiteren Publikum nur zum Teil bekannt sein dürften, folgt man dennoch dem Diskurs der beiden mit Genuss und da und dort mit dem Gewinn interessanter neuer Einsichten.
Debray wirft Israel u. a. vor, ein Kolonialstaat zu sein, der nicht aufhöre, zu «enteignen und zu kolonialisieren», kritisiert den «erinnerungspolitischen Umgang mit der Shoah», indem er meint, dass die Tragik des Nahen Ostens darin bestehe, dass die Araber für die Shoah blind, die Juden aber durch sie verblendet seien. Am Schluss spricht er «Über zwei Israel» und meint damit die Anhänger Jakobs und die Anhänger Abrahams, jene, die sich in den Bunker zurückziehen, und jene, die sich für eine Koexistenz öffnen.
Régis Debray: Brief an einen israelischen Freund. Laika Verlag, Hamburg 2011. 107 Seiten