Rosenthal, Donna: Die Israelis

Israel ist ein Land mit vielen Gesichtern, auf CNN ein anders als bei al-Jazeera. Donna Rosenthal nimmt uns mit auf eine Reise durch ein Land voller Gegensätze und Widersprüche. Hunderte von Gesprächen machen, ganz im Sinne der «oral history», hunderte von Meinungen öffentlich.

Teil I, «Israeli werden», enthält die Kapitel «Eines der unsichersten Wohnviertel der Welt», «Partnersuche und Paarungsverhalten auf israelisch», «Eine Armee des Volkes» und «Schwerter in Wertpapiere». Die Israeli werden hier, wie sie sich wohl selbst fühlen, in der Opferrolle beschrieben. Kaum ein Wort verliert die Autorin über die Befindlichkeit der Palästinenser, die mit ihren Selbstmordattentaten auf den israelischen Staatsterror (mit Landenteignung, Flüchtlingslagern, Checkpoints, Mauer usw.) reagieren. Diese Informationen muss man sich wohl bei (selbst-)kritischeren Autoren wie Ernest Goldberger oder Peter Scholl-Latour holen.

Aufschlussreich und spannend die Teile II bis IV: «Eine Nation, viele Stämme», «Grabenbrüche zwischen Juden und Juden» und «Schizophrenie: Nichtjuden in einem jüdischen Staat». Darin referiert sie eine Fülle von Informationen und Meinungen. Journalistisch, nicht wissenschaftlich geschrieben, lässt sie aktuelle Geschichte(n) erleben. Zum Wiederfinden von Fakten fehlen eine Verschlagwortung oder Untertitel. Mit Neve Shalom, dieser Oase des Friedens zwischen Jerusalem und Tel Aviv, und einigen Ansätzen der Wirtschaft endet das Buch leicht hoffnungsvoll.

Donna Rosenthal, die für die «besten investigativen Berichterstattungen und Reiseberichte» den Lowell Thomas Award erhalten hat, bietet mit diesem Buch einem Publikum, das noch nicht viel über Israel/Palästina weiss, eine fragwürdige, also zu hinterfragende Einseitigkeit. Lesenswert dennoch, um die eine Seite besser kennen zu lernen, wenn man die andere bereits etwas kennt.

Donna Rosenthal: Die Israelis, Leben in einem aussergewöhnlichen Land, Verlag C. H. Beck, München 2007, ISBN 978 3 406 5551 5