Hilu, Alon: Das Haus der Rajanis

Alon Hilu, 1972 in Jaffa geboren, gehört zu den wichtigen neuen israelischen Schriftstellern. Sein erstes Buch, der historische Roman «Der Tod des Mönchs», handelt von einem Ritualmordvorwurf gegen Juden im Jahre 1840. Sein zweiter Roman, «Das Haus der Rajanis», wurde 2008 veröffentlicht und beschreibt die Beziehungen zwischen Juden und Palästinensern im damaligen Kampf um Land und Macht im Gesellschaftlichen wie im Privaten.

Bei seinen Recherchen im Zionistischen Zentralarchiv in Jerusalem fand Hilu das Tagebuch des Juden Isaac Luminsky aus den Jahren 1895 bis 1896 und, dabei, Erzählungs- und Tagebuchfragmente eines arabischen Jungen namens Salach, Sohn der berühmten Familie Rajani aus Jaffa. Aus diesen Quellen entstand der Roman, der die Ereignisse in Palästina aus zwei konträren Perspektiven beleuchtet. Der Autor hat dabei versucht, den Originalen sprachlich so nahe wie möglich zu bleiben, indem er, wie auch der Übersetzer Markus Lemke, den ursprünglichen Sprachstil beibehielt.

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Das Buch erlaubt durch die Augen des frisch verheirateten Agronomen Isaac Luminsky Einblicke in die damalige Situation im Agrarbereich rund um Jaffa: Das Land wurde von den Palästinensern erfolgreich bestellt, was keine Kolonialisierung durch die Juden verlangte. Breit und anschaulich malt Hilu die erotischen Spiele und sexuellen Begierden Isaacs aus, die er mit seiner Frau Esther und der von ungestillter Begierde getriebenen Geliebten Afifa Rajani befriedigte. Die geschilderten Ansichten über die Frauen sind ganz dem damaligen Zeitgeist verschrieben. Das dichterische Zeitdokument beeindruckt durch seine Bildhaftigkeit und visionären Weissagungen, etwa des «verrückten» Salach. Es legt die Charakterzüge der Araber und der Juden schonungslos offen, welche die Ursache sind für den politischen Konflikt, der die Welt nach wie vor in Atem hält. Das Werk wurde von Shimon Peres als eines der besten Bücher gelobt, weil es die Begegnung zweier Kulturen durch Einzelpersonen beschreibt.

Hilu, Alon: Das Haus der Rajanis. Roman. C.H.Beck, München 2011.  354 Seiten