Le Roy, Maximilien: Die Mauer. Bericht aus Palästina

Der Zeichner Maximilien Le Roy, 1985 in Paris geboren, hat sich nach dem Kunststudium ganz dem Comic-Zeichnen und dem Reisen verschrieben. Nach Mali, Ruanda und Indien folgte 2009 sein erster Aufenthalt in Palästina. Dort traf er Mahmoud Abu Srour im Rahmen eines Zeichenworkshop im Kulturzentrum des Flüchtlingslagers Aida bei Bethlehem. Beide waren 22 Jahre alt und verstanden sich auf Anhieb. Ein Jahr später reiste er nochmals zu ihm, und aus dieser Begegnung ist das Buch «Die Mauer. Bericht aus Palästina» entstanden. Darin erzählt Mahmoud aus seinem Leben als Palästinenser. Maximilien machte die Zeichnungen dazu und schrieb die Texte. Formal und ideologisch inspirieren lässt dieser sich von Gauguin und Pollock, der Musikgruppe Nirvana und Jacques Brel, von Jack London und dem Linguisten Noam Chomsky. Der erzählerische Plot handelt vom Alltag der Palästinenser unter der Besatzung: den Schikanen, die sie durch die Mauer, die Checkpoints und die Siedler erleiden, ihrer Situation, als «Terroristen» abgestempelt zu werden, und den Hauszerstörungen und der ungebremsten Landnahme. Er weitet seinen Horizont aber immer wieder auf vergleichbares Leid in andern Regionen der Erde, in Vietnam, Kambodscha und Groszny, und verschweigt weder die Intifada und die Shoah mit ihren Folgen.

Die Zeichnungen verraten einen breiten formalen Reichtum des Künstlers, der in einer andern Sprache, eben dem Comic, spricht, was andere wissenschaftlich oder literarisch tun – stets getragen jedoch von seiner grossen Anteilnahme am Schicksal der Menschen. Das Buch wird abgerundet mit Fotos von Mahmoud Abu Srour, einer Reportage von Maxence Emery und einem Gespräch mit Alain Gresh, einem Chefredaktor von «Le Monde diplomatique». Ein ernstes und dennoch witziges, ein leichtes und dennoch wichtiges Buch zum Nahostkonflikt.

Le Roy, Maximilien: Die Mauer. Bericht aus Palästina. Edition Moderne. Zürich 2012. 103 Seiten