Zamir, Michal: Das Mädchenschiff

Nach der männlichen Sicht der israelischen Armee in Ron Leshems «Wenn es ein Paradies gibt» bietet Michal Zamir in «Das Mädchenschiff» eine weibliche. Die 1964 in Tel Aviv geborene Autorin hat zwischen achtzehn und zwanzig ihren Armeedienst geleistet und musste, obwohl das Buch nicht autobiografisch ist, dennoch zwanzig Jahre warten, bis sie es schreiben konnte. Der Roman behandelt journalistisch geschrieben fast ausschliesslich die sexuellen Beziehungen zwischen den jungen Soldatinnen und den höheren Offizieren und beschränkt sich mit wenigen Ausnahmen auf Anmache, Sexszenen und unzählige Abtreibungen, wobei die jungen Frauen nicht ausschliesslich als Opfer, sondern oft auch als  Täterinnen handeln. Zamir «habe aus ihrer Zeit in der israelischen Armee selbstbewusste Literatur gemacht – geschriebenes Gegengift», meint ein Kritiker. In meinen Augen jedoch fehlt dem Buch gerade das Selbstbewusstsein, das hinter die Handlungen blickt, und das Gegengift, das Leben rettet. Es sei denn, man zieht Goldbergers Standardwerk «Die Seele Israels» und sein psychologisches Hinterfragen bei. Dann zeugt der Roman von Selbstbewusstsein und kann zum Gegengift werden.

Michal Zamir: Das Mädchenschiff. Mare, Hamburg 2007, 220 Seiten