Miklas, Helene; Amesberger, Helga; Danner, Sonja; Greimer, Christian (Hrsg): Mauthausen revisited

Was beobachten 18- 19-jährige Schülerinnen und Schüler, wenn sie in der Gedenkstätte Mauthausen, dem grössten Konzentrationslager der Nazis in Österreich, mit Fotoapparaten unterwegs sind? Welche Motive sind an diesem Ort für sie exemplarisch und wie begründen sie ihre Wahl? 37 junge Menschen des 5. Jahrgangs der kirchlichen pädagogischen Hochschule Wien/Krems, einer Höheren Lehranstalt für Kunst, geben auf diese Fragen ihre persönlichen Antworten. Christian Gmeiner initiierte, begleitete und realisierte das kunstpädagogische Forschungsprojekt. Analysiert werden die grösstenteils im Band abgedruckten Bilder und Texte des Projekts «Es ist einem zum Reahrn» (österreichisch für Weinen) – Gedenkstättenpädagogik in Mauthausen von vier Wissenschaftlerinnen.

Was ist der Mehrwert dieses fundiert analysierenden, schön gestalteten Forschungsberichtes, wenn zeitweise das Korrektorat etwas zu wünschen übrig lässt, über das wissenschaftliche Publikum hinaus, wo er den veröffentlichten Diskurs aufnimmt und weiterführt, für ein breites, interessiertes Laienpublikum? Als Erstes wurde mir durch die genauen Beobachtungen und detaillierten Reflexionen bewusst, dass politisch-pädagogische Bildungsarbeit konsequenter als üblich über die Vermittlung von Informationen hinaus vermehrt Möglichkeiten zum Erleben bieten soll und dass möglichst eigenes (künstlerischs) Handeln, was kaum je verlangt wird, gefordert ist. Dies ganz im Sinne Heinrich Pestalozzis «Lernen mit Kopf, Herz und Hand». Zweitens wird in dieser Arbeit das Tun, hier das Fotografieren und Schreiben, akribisch genau auf seine Tauglichkeit hin untersucht. Dies verhilft zu einer neuen Sensibilität und dem Bewusstsein der hohen Komplexität dieses Handelns. Drittens ermuntert einen dieses Projekt, auch bei Projekten auf einem weniger wissenschaftlichen Level die eine oder andere Erkenntnis zu übernehmen und zu erproben. Persönlich nehme einiges mit auf meine Reisen nach Palästina/Israel, den Besuch des Holocaust Memorial Yad Vashem in Jerusalem, vielleicht einmal des Holocaust Mahnmals in Berlin oder den Besuch eines Konzentrationslagers. Das Buch tritt, obwohl dort entstanden, wohltuend aus dem Elfenbeinturm heraus und kann so auch für Praktiker der pädagogischen und politischen Bildungsarbeit einen Mehrwert bringen.

Helene Miklas, Helga Amesberger, Sonja Danner, Christian Gmeiner (Hrsg.): Mauthausen revisited. 164 Seiten. LIT Verlag, Wien 2012