Scholl-Latour, Peter: Der Weg in den neuen Kalten Krieg

Die Welt rüstet zum neuen Kalten Krieg. Der west-östliche Schulterschluss im Antiterror-Krieg ist verspielt. Die heillose Ost-Expansion der westlichen Allianz stösst auf den Widerstand Moskaus, am Kaukasus ist Schluss. Zugleich scheitert Washingtons Strategie in Afghanistan und im Irak schmählich. Bush hinterlässt Obama einen Scherbenhaufen. Neue Machtzentren entstehen, der Wettlauf um Einfluss in der Welt geht in eine neue Runde. Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise dreht das Rad der Zeit in eine unbestimmte Vergangenheit zurück. Diese dramatischen Entwicklungen hat Peter Scholl-Latour – promoviert an der Sorbonne in Paris in Sciences Politiques, diplomiert an der Libanesischen Universität in Beirut in Arabistik und Islamkunde – seit langem vorausgesehen. Sein Buch ist eine Chronik der Ereignisse seit 9/11, ein eindrucksvolles Zeugnis bestechender Klarsicht inmitten einer aus den Fugen geratenen Welt.

Der Band mit mehr als hundert Artikeln, die der Autor zwischen Oktober 2001 und November 2008 veröffentlicht hat, nützt auch einem Publikum, das mit der israelisch-palästinensischen Situation vertraut ist, obwohl er dazu wenig Neues bringt, das Bekanntes lediglich bestätigt. Doch wird der Konflikt im Heiligen Land von Scholl-Latour in einer umfassenden Perspektive betrachtet, als es üblich geschieht , was ihn relativiert und gleichzeitig vernetzt – wodurch die Zukunft im Heiligen Land auch nicht hoffnungsvoller wird.

Peter Scholl-Latour: Der Weg in den neuen Kalten Krieg. Ullstein Verlag, Berlin 2008. 350 Seiten