Avnery, Uri: Wahrheit gegen Wahrheit

In dieser Kleinschrift formuliert Uri Avnery, israelischer Journalist, Friedensaktivist, Alternative Friedensnobelpreiträger und ehemalige Knessetabgeordneter, den israelisch-palästinensischen Konflikt in 101 Thesen. Bei jedem Fakt des Konflikts beschreibt er die israelische und die palästinensische Narration vor, d. h. die Art, wie er gesehen, verstanden und besprochen wird. Ein Ansatz, der den Dialog über die Mauern, jenen aus Beton und jenen in den Köpfen, mit Sprechen und Zuhören eröffnen. – Eine interessante Ergänzung zum Buch «Verwurzelt im Land der Olivenbäume» von Sumaya Farhat-Naser, das die persönlichen Schwierigkeiten des Verstehens auf beiden Seiten reflektiert.

Ein empfehlenswerter Text, der sich für eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Thema gut eignet. Zur Positionierung des Autors: Avnery setzt sich für die Trennung von Staat und Religio und gegen den  orthodoxen Einfluss auf das religiöse und politische Leben in Israel ein und propagiert ein «Israel ohne Zionismus», um dem Staat die Vergangenheit zu nehmen, die sich aus seiner Sicht erschwerend auf den Friedensprozess auswirkt. «Ich habe in den letzten 71 Jahren meines Lebens keinen einzigen Tag des Friedens erlebt. Ich hoffe und glaube, dass ich den Frieden noch erlebe.»

Uri Avnery: Wahrheit gegen Wahrheit. Der israelisch-palästinensische Konflikt – anders betrachtet, AphorismA, Reihe: Kleine Texte 4, Berlin 2004, 34 Seiten, 2.50 Euro