Raheb, Viola: Nächstes Jahr in Bethlehem

Das vier Jahre nach «Geboren in Bethlehm» erschienene Bändchen von Viola Rahaeb ist im Kontext ihres Lebens in der Diaspora und im Exil zu lesen: einem für Palästinenser nicht ungewöhnlicher Status. Denn seit 2002 lebt sie nach ihrer Eheschliessung mit Marwan und aufgrund der Tatsache, dass ihm die Einreise nach Palästina durch die Israeli verweigert wird, in Wien.

Wie ein roter Faden zieht sich durch die etwas zufällig vereinigten 32 Texte die Reflexion ihrer Rolle als Araberin, Palästinenserin, Christin und Frau. Über weite Strecken geht es für mich jedoch etwas (zu) viel um ihr privates Leben, etwa dasjenige ihres kleinen Sohnes Ranad, und bietet (zu) wenig gesellschaftliche Relevanz. Doch bestes «absurdes Theater», das letztlich immer auch tragisch ist, bietet sie in den Kapiteln über ihre Ein- und Ausreisekalamitäten, ihre Zoll- und Visumskriege sowie die österreichische Titel-Sucht. Kafka und Ionesco lassen grüssen. Wenn sie gegen Schluss von einer gewissen Müdigkeit spricht, immer wieder über die gleiche traurigen Situationen Vorträge halten zu müssen, möchte ich ihr wünschen, dass sie auch beim Schreiben etwas pausieren würde, bis sie etwas wirklich Neues und für eine breite Öffentlichkeit Relevanteres zum Publizieren drängt.

Viola Raheb: Nächstes Jahr in Bethlehem. Notizen aus der Diaspora. Mit einem Vorwort von Kafiq Khoury. AphorismA-Verlag, Trier 2008. 112 Seiten