Zambon, Giuseppe: Auschwitz

«Als ich vor drei Jahren Ausschwitz endlich besuchen konnte, beeindruckte mich ein Block besonders tief. Die Wände sind mit einer nicht enden wollenden Reihe von erkennungsdienstlichen Fotos der Gefangenen versehen, und der Besucher befindet sich unerwartet inmitten einer Unmenge von Ermordeten. Unter jedem Foto der nüchterne Kommentar: Name, Vorname, Beruf, Geburts- und Sterbedatum. Bei diesem Anblick war der Massenmord nicht mehr ein fernes historisches, sondern ein präsentes, körperlich-schmerzliches Ereignis. Wenn ich in der Lage wäre, dachte ich mir, dieses Gefühl anderen zu vermitteln, hätte ich auf leicht verständliche und sachliche Weise ein Mittel, dem historischen Revisionismus entgegenzuwirken.» Soweit der Herausgeber, der sich mit dem vorliegenden Band der Reihe «Abels Gesichter», welche Verbrechen gegen die Menschlichkeit dokumentiert, seinen Wunsch erfüllt – und den Opfern der Naziverbrechen ein Denkmal gesetzt.

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636 Identifikationsfotos und gut hundert Fotografien aus dem Leben der Ermordeten, von den Ereignissen in den Konzentrationslagern und den Tagen der Befreiung vermitteln, ergänzt durch einige Texte mit Hintergrundinformationen, einen visuellen Einblick zur Besinnung und zum Nachfragen. Es scheint mir wichtig, dass am Beispiel «Auschwitz», wie hier, die Shoah, neben den historischen und philosophischen Aufarbeitungen, von der grossen Öffentlichkeit immer wieder neu wahrgenommen wird. Dieses für Wahr-Nehmen kann helfen zu einem besseren Verständnis der Narrative vieler heutiger Juden. Weiter mahnen die Bilder dieses grossformatigen Bandes, aufmerksam und feinfühlig zu werden gegenüber aktuellen faschistoiden und faschistischen Äusserungen und Verhaltensweisen in der Gesellschaft.

Zambon, Giuseppe: Auschwitz, Abels Gesichter, Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Zambon Verlag, Frankfurt a. M. 1995. 189 Seiten