Geheimnivoller Irravaddy, 3. Teil

3. Teil und Schluss: Literaturhinweise zur Vor- und Nachbereitung einer Reise auf dem Irrawaddy durch Myanmar von Rangun bis Mandalay


Der Genuss und Gewinn einer Reise wie die «Irrawaddy Flusskreuzfahrt» mit Thurgau Travel erhöht sich, wenn man Literatur zu Hilfe nimmt: zum Voraus als Information und Einstimmung, während der Reise zum Nachschlagen und sich Orientieren, im Nachhinein zur Vertiefung und Erinnerung. Vorgestellt wird hier eine kleine, subjektive Auswahl empfehlenswerter Bücher.

Vor der Reise

Persönlich finde ich das schönste und beste Buch zur Vorbereitung und Einstimmung Bettina Flintner und Alice Schwarzer: Reisen in Burma (DuMont-Verlag). Den beiden Frauen ist ein Bildband gelungen, der informiert und fasziniert. Bettina Flintner hat die landschaftliche und menschliche Atmosphäre mit ihren Bildern eingefangen, Alice Schwarzer hat Texte verfasst, wie man ihn nur selten zu Lesen bekommt: sachlich und poetisch zugleich.

Ein Roman, der meisterhaft und bewegend von den Menschen dieses Landes erzählt, ist Jean-Philipp Sendker: Das Herzenhören (Blessing-Verlag). Ein Werk, das unabhängig von der spannenden Story die Stimmung erzeugt, die wir im Land erfahren. Beeindruckend wird einem nahe gebracht, dass es neben dem Sehen mit den Augen auch ein Sehen mit dem Herzen gibt. Ein hilfreicher Zugang ins Innere dieses Landes, durch den man auch schweigen lernt.

Will man die Menschen eines Lande kennen lernen, so empfiehlt es sich oft, seine Autoren zu Wort kommen zu lassen, so wie hier: Klaus R. Schröder und Georg Noak (Hrsg.): Myanmar erzählt. 25 zeitgenössische Kurzgeschichten (Edition Reise Know How). Selbst wenn einige der Storys zu Beginn etwas fremd anmuten, so lernt man bald, sich in dieses Andere, Fremde hineinzulesen, -zuhören und -zusehen.

Auf der Reise

Zum Gebrauch vor Ort empfehlen möchte ich: Brigitte Blume: Reise Know-How Myanmar, Birma, Burma (Dumont-Verlag). Dieser Reiseführer enthält alles Nötige und Wissenswerte über das Land und die einzelnen Orte: gut leserlich, informativ und er verweist auf weiterführende Adressen. – Etwas dünner, doch ebenfalls praktisch und handlich ist Birma (Myanmar), Polyglott on tour, ein Führer, der mit den Reiseunterlagen von Thurgau Travel geliefert wird.

Für die Freizeit während der Reise, auf dem Deck oder vor dem Einschlafen empfehlen sich zwei Bücher, die je eine Phase der Geschichte des Landes auferstehen lassen: den Kolonialismus und die Militärherrschaft. Beide Bände sind von Strassenverkäufern für einen Dollar als Raubdrucke zu bekommen.

Ein Werk über die Kolonialzeit ist Georg Orwell: Tage in Burma (Diogenes-Verlag). Dem Autor gelingt es vortrefflich, eine Zeit, die für Myanmar von grösster Bedeutung war, auferstehen zu lassen: die Kolonialisierung Birmas durch die Engländer von 1824 bis 1947. Ein historischer Roman, eindringlich und bissig. Wenn man, wie wir auf der Reise, in Rangun zusätzlich die Villen aus jener Zeit gesehen oder gar im House of Memories gegessen hat, wird man leibhaft in jene Zeit versetzt.

Ähnlich verhält es sich mit einem Erlebnisbericht: Inge Sargent: Mein Leben als Sao Thusandi Prinzessin de Shan (Bastei-Verlag). Das Buch handelt vom Leben im Distrikt Shan: Eine Österreicherin hat in Amerika einen burmesischen Elektroingenieur kennen gelernt und geheiratet, ohne zu wissen, dass dieser der Prinz und sie folglich die Prinzgemahlin des Shan-Staates in Burma wurde. Die Schilderung ihres fürstlichen Lebens, aber auch der Militärherrschaft (1988 bis 2010) sind anschaulich und eindringlich.

Nach der Reise

Als Hinführung, aber auch als schöne Erinnerung bietet sich Martin Schacht: Gebrauchsanweisung für Burma (Piper-Verlag) an. Als Annäherung an das zauberhafte Reich der Stupas und Pagoden, die verwunschenen Stränden und die Millionenstädte Rangun und Mandalay empfiehlt sich dieser Band. Er ergründet das Land, in dem 153 Völker leben, in dem Shoppingmalls aus dem Boden schiessen, während Pferdekutschen weiterhin gängige Verkehrsmittel sind.

Mit Der Glaspalast von Amitav Ghosh (Blessing-Verlag) ist dem indischen Wissenschaftler und Erzähler ein faszinierender historischer Roman gelungen. Er besteht aus einer frei erfundenen Familiensaga und einem historisch fundierten Panorama der Geschichte Burmas von der Einverleibung ins Britische Empire 1885 bis zu den öffentlichen Versammlungen vor dem Haus der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi im Jahre 1996.

«Mingalaba» wiederhole ich immer wieder, tief bewegt, mit Wehmut, aber auch leise besorgt über die Zukunft dieses Landes, in welchem die Sonne wie kaum irgendwo so grandios und rotglühend am Horizont verschwindet und es dann Abend und Nacht wird. Und so verabschiede ich mich von diesem geheimnisvollen, heute noch weitgehend touristisch unberührten Land und von einer Reise, die mich viel erleben liess über das Leben fremder Menschen und bei mir dennoch viele Fragen offen bleiben.