Flores, Alexander: Islam. Zivilisation oder Barbarei? *

Was kann man da noch schreiben, wenn alle, die beim Thema Islam Rang und Namen haben, dieses Buch rundum und unisono loben? Den Experten-Rezensionen zustimmen, was ich hiermit mache.

www.awr.uni hamburg.de 

www.awr.uni-hamburg.de

Die Debatte um den Islam wird meist polemisch und pauschalisierend geführt, weil alle dazu ihre vorgefassten Meinungen haben, was dann wenig Erspriessliches zutage fördert. Doch wissen wir wirklich, was sich hinter diesen vielschichtigen Phänomenen verbirgt, was diese komplizierten gesellschaftlichen Ereignisse auslöst? Alexander Flores, 1948 geboren, nach Studium der Soziologie, Germanistik, Arabistik und Islamwissenschaft an der Universität Münster, heute Professor für Wirtschaftsarabistik an der Universität Bremen, schafft mit seinem Buch hier Abhilfe. In der breiten Öffentlichkeit ist er wenig bekannt, in den Fachkreisen eine feste Grösse. Er liefert Fakten, Fakten und nochmals Fakten und verbindet sie mit Hintergrundwissen, mit interdisziplinärem Denken, historischer Erfahrung und politischer Empathie.

«Alexander Flores räumt souverän mit überzeichneten Bildern der muslimischen Religion auf und beschreibt genau das, was man wissen sollte», schrieb Stefan Weidner in der FAZ über die Erstausgabe 2011. Und Arnold Hottinger doppelt im «journal21» in einer sehr ausführlichen Rezension nach: «Das Buch von Alexander Flores, "Zivilisation oder Barbarei, der Islam in seinem historischen Kontext", ragt dadurch aus dem oftmals trüben Strom der zeitgenössischen Publikationen über den Islam heraus, da es weder anklagt, noch verteidigt. Es stellt überzeugend dar. Flores besitzt einen vollständigen Überblick über die Vergangenheit der grossen islamischen Hochkultur und über ihre Probleme in den letzten 200 Jahren. Seine ausführliche Bibliografie belegt für Kenner seine tief greifende Sachkenntnis.»

Flores verwendet eine Sprache, so meine Einschätzung, die alle verstehen, die am Thema interessiert sind, und er analysiert und interpretiert, dass man ihm folgen kann. Wenn auch die akribisch zusammengetragenen Fakten, welche die Vergangenheit ausleuchten, Laien, die vor allem die Gegenwart interessiert, etwas Mühe machen, so sind sie nötig, um in den Kapiteln «Problemfelder», «Neuere Entwicklungen» und dem neunseitigen Schlusskapitel «Zivilisation oder Barbarei?» die Ergebnisse im Hier und Jetzt zusammenführen zu können. Ich persönlich würde die Titel-Frage «Islam. Zivilisation oder Barbarei?» mit «Zivilisation und Barbarei!» beantworten, doch mit der Einschränkung, dass Zivilisation wie Barbarei von Situation zu Situation, von Ort zu Ort und von Zeit zu Zeit sich verändern können. Über das Buch hinaus weiter gedacht, finde ich, dass diese Frage und diese Antwort auch für das Judentum und das Christentum gelten. Und weiter nehme ich aus der Lektüre mit, dass es den Islam im Singular nicht gibt, sondern nur im Plural, was wohl für das Judentum und Christentum ebenso gilt. In meinen Augen ist das der alles entscheidende Plural, der jede Reflexion über das Thema schwierig macht.

Flores, Alexander: Islam: Zivilisation oder Barbarei?, Suhrkamp Verlag, 1. Auflage Frankfurt 2011, überarbeitete Auflage Berlin 2015, 294 Seiten.