Zertal, Idith und Eldar, Akiva: Die Herren des Landes *

 

Idith Zertal und Akiva Eldar schildern die komplexe Beziehung zwischen dem Staat Israel und den jüdischen Siedlern. Damit eröffnen sie erstmals und umfassend einen spannenden Blick ins Innere dieser Bewegung, aber auch in die israelische Gesellschaft selbst. Basierend auf jahrelangen Recherchen und geschrieben von einer Israels führenden (Neuen) Historikerinnen und einem der bekanntesten Journalisten des Landes, nimmt «Die Herren des Landes» die messianisch-religiösen Motive und Ziele, ihre politische Kultur und ihren Todeskult ins Visier. Die beiden zeigen auch auf, wie sehr Regierung und Siedler sich über vier Jahrzehnte hinweg gegenseitig instrumentalisierten. Die militärische Okkupation und die jüdischen Siedlungen prägen die israelische Gesellschaft und das Leben der Palästinenser auf dramatische Weise. Und dennoch kennen die meisten Israelis und die grosse Mehrheit der Palästinenser keine andere Realität und fühlen sich machtlos angesichts dieser historischen Sackgasse.

Idith Zertal

Das Buch knüpft nahtlos an «1967. Israels zweite Geburt» von Tom Segev an (auf dieser Website ebenfalls vorgestellt). Dass oft versteckt, gelegentlich offensichtlich eine religiöse Idee hinter diesem Jahrzehnte dauernden Verhalten orthodoxer Juden steht, erschüttert und gibt zu Denken. So heisst es etwa: «Das Grossisrael, das im Juni 1967 erobert wurde, wurde von Kook und seinen Studenten als Offenbarung begriffen, als Ankündigung des Messias, als ein weiterer gewaltiger Schritt hin zur nahenden Erlösung» (Seite 241). Die Lektüre des gut lesbaren Buches ist der Härte der Tatsachen wegen fast nicht zu verkraften, da es auf jeder Seite von Verbrechen wimmelt, die zudem bis zum heutigen Tag weiter gehen. (10.3.2010: 1600 Wohnungen werden den Siedlern in Ost-Jerusalem bewilligt, während Joe Biden und Benjamin Netanyahu bei einem familiären Nachtessen von Friedensverhandlungen schwafelt.)

Akiva Eldar

«Die Herren des Landes. Israel und die Siedlerbewegung seit 1967» ist ein notwendiges Standardwerk (mit 60 Seiten Anmerkungen, Quellen, Register und Karten). Ein Muss für alle, die wissen wollen, was im Nahen Osten seit dem Sechs-Tage-Krieg falsch gelaufen ist und warum es zwischen Israel und Palästina keinen Frieden geben kann. Oder kommt nach dem «Zeitalter der Dinosaurier» (Seite 495) eventuell, ganz unerwartet, das «Zeitalter des Homo sapiens»?

Idith Zertal, Akiva Eldar: Die Herren des Lands, Israel und die Siedlerbewegung seit 1976. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2007. 570 Seiten.