Bucaille, Laetitia: Generation Intifada *

Der Frieden zwischen Israel und Palästina scheint unerreichbar. Beinahe täglich sahen wir während der zweiten Intifada Bilder von gesprengten israelischen Bussen, zerschossenen palästinensischen Häusern, von Toten und Verwundeten. Und doch fehlten uns immer wieder Hintergrundsinformationen, Zusammenhängen, Begründungen und Erklärungen. Laetitia Bucaille, Politikwissenschaftlerin und Assistant Professor am Politikwissenschaftlichen Institut der Universität Bordeaux 2, arbeitet seit Jahren über den israelisch-palästinensischen Konflikt, u. a. niedergelegt im Buch «Gaza. La violence de la paix» (1998).

In ihrem neuen Werk beschreibt sie das Leben der Palästinenser im Westjordanland und im Gazastreifen unter der israelischen Besatzung und zeichnet dies beispielhaft an den Geschichten von Sami, Najy, Bassam und einigen anderen jungen Kämpfern (Shebab) auf. Sie leben in Ramallah, im Flüchtlingslager von Balata oder Jabalia. Sie nahmen alle aktiv an der ersten Intifada teil, stritten für die Unabhängigkeit Palästinas, sassen in israelischen Gefängnissen, befürworteten die Verhandlungen zwischen PLO und Israel und unterstützen Yassir Arafat als Führer der Palästinensischen Autonomiebehörde.

Diese Männer leben heute in einem von Gewalt geprägten Milieu, dessen Grenzen zur Kriminalität längst verwischt sind. Ihre zivilen Lebensperspektiven sind durch die Gewalt und die Besatzungspolitik Israels vernichtet worden. Ihren gesellschaftlichen Einfluss, den sie durch den Erfolg der Intifada nach 1987 innehatten, haben sie durch die politische und ökonomische Verwüstung der palästinensischen Gesellschaft eingebüsst. Quer durch die Gesellschaft tun sich heute Gräben auf, denn auch der Führungsschicht ist die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Israel mindestens ebenso wichtig und profitabel geworden wie der Kampf für einen eigenen Staat und seine Menschen.

Am Beispiel einzelner Schicksale schildert Bucaille die allgemeinen Schwierigkeiten des Friedensprozesses, die sozialen und politischen Spannungen innerhalb der palästinensischen Gesellschaft, die Versuchungen des Krieges und die allgemeine Radikalisierung. Sie beschreibt und analysiert die Enttäuschungen, Frustrationen, Wünsche und Hoffnungen der palästinensischen Bevölkerung und ermöglicht uns so, die Ursachen eines Konflikts zu verstehen, der ungeachtet der Aussichten auf einen zukünftigen Frieden nie zu enden scheint.

Zwei Karten, ein Glossar und ein Register machen das Buch zu einem Nachschlagewerk über die Zeit von 1987 bis 2002 des israelisch-palästinensischen Konfliktes.

Laeticia Bucaille: Generation Intifada. Hamburger Edition, Hamburg 2002, 2004, ISBN 3-930908-93-X