Le Monde diplomatique: Israel und Palästina. Umkämpft, besetzt, verklärt *

In Nummer 21 der Edition Le Monde diplomatique zeichnen 27 kompetente Autoren ein komplexes und vielseitiges Bild von Israel-Palästina.

(c) wikipedia
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«Was ist falsch gelaufen?», titelt Amos Elon seine «Kurze Geschichte des Staates Israel» und liefert uns damit eine nützliche und lesenswerte Einführung in ein Thema, welches anschliessend von 27 Autoren aus den verschiedensten Blickrichtungen behandelt wird. Die Texte, einige original für diese Edition geschrieben, andere bereits bei Monde diplomatique oder anderswo erschienen, bilden ein höchst interessantes und aufwühlendes Kompendium mit Geschichten, Beobachtungen und Analysen, sind, wie stets in dieser Reihe, informativ und unterhaltsam zugleich, von journalistischem Können und spürbarer Anteilnahme am Schicksal der beiden Länder geprägt.

Die grossformatige Publikation ist nach meiner Meinung sehr zu empfehlen, um die Breite und Widersprüchlichkeit des Themas wahrnehmen und verstehen zu können. Die Texte stammen von Journalisten, aktiven und emeritierten Professoren, Schriftstellern, Redaktoren, Nahostexperten, einem NGO-Vertreter, einem Kolumnisten, einer Illustratorin und einem ehemaligen Botschafter, beheimatet in Israel, Palästina, Frankreich, Deutschland, England und der USA. Jede Leserin und jeder Leser wird sich bei der Lektüre wohl andere Stellen anstreichen. Meine, die in unseren Medien oft verschleierte Wahrheit entlarvt ein Zitat von Teddy Kollek, Jerusalems Bürgermeister von 1965 bis 1993: «Wir haben Zusagen gemacht, ohne es ernst zu meinen, und sie dann nicht eingehalten. Wir haben immer wieder gesagt, wir würden die Araber rechtlich gleichstellen, aber das waren nur leeres Worte. Niemals haben wir ihnen auch nur das Gefühl vermittelt, dass sie vor dem Gesetz gleich sind. Sie waren und bleiben Bürger zweiter und dritter Klasse.»

Die Quintessenz der ein- bis vierseitigen 33 Beiträge macht offensichtlich, wie komplex und letztlich verworren die Fragen in der Vergangenheit, der Gegenwart und mehr noch in der Zukunft innerhalb Israel, innerhalb Palästina und erst recht zwischen den beiden Parteien war, ist und sein wird. Dass heute Lösungen noch schwieriger sind als je zuvor, leuchtet ein, denn Israel-Palästina steht gegenwärtig auf keiner weltpolitischen Agende, und seit ein Irrer und Krimineller in Washington regiert und die Welt auf Trab hält, ist wohl mit nichts Gutem zu rechnen.

Le Monde diplomatique: Israel und Palästina. Umkämpft, besetzt, verklärt, 11 Seiten, broschiert, illustriert, WOZ Shop, Zürich 2017, Fr. 16.-