Phillips, Jonathan: Heiliger Krieg

Von Winston Churchill stamm der Satz: «Je weiter man zurückblickt, desto weiter voraus sieht man.» Auch bei diesem historischen Thema, so meine ich, hängt die Voraussicht in die heutige Zeit von der Rückschau auf damals ab. Es geht darum, die Vielfalt der Hintergründe zu verstehen: etwa die Interdependenz zwischen christlichen Kreuzzüge und muslimischem Dschihad oder die Amalgamierung religiöser, politischer, geografischer und persönlicher Gründe für die damaligen Ereignisse und Unternehmungen. Das Buch mit seiner fast erschlagenden Informationsflut erreicht sein Ziel nur durch den chronologischen Aufbau, die klare Gliederung, die anschauliche Sprache und das umfassende Personenregister. Das Standardwerk «Heiliger Krieg» nützt allen, die es genauer wissen wollen.




Unser Bild der Kreuzzüge ist voller Klischees, verbunden mit dem Rasseln von Kettenhemden und dem Klang aufeinanderprallender Waffen. Doch wie stimmen diese Geschichten von der Eroberung Jerusalems ab dem Jahr 1099, den Schlachten von Richard Löwenherz, die Gestalten von Friedrich II und Sultan Saladin mit der damaligen Wirklichkeit überein? Mit einer immensen Fülle zeitgenössischer christlicher und erstmals auch muslimischer Quellen betrachtet Jonathan Philipps, Professor am Royal Holloway College der Universität London, die mittelalterlichen Kreuzzüge und lässt die zentralen Figuren dieser Epoche aufleben. Dabei beleuchtet er auch die Motive der Kreuzfahrer und das Schicksal der Christen, die in der Levante sesshaft wurden und mit den Muslimen zusammenlebten. Der Autor zieht auch Parallelen zur Gegenwart, in der die Kreuzzugsidee nach 9/11 neue Brisanz erlangt hat.

 

Jonathan Phillips: Heiliger Krieg. Eine neue Geschichte der Kreuzzüge. Aus dem Englischen übersetzt von Norbert Juraschitz. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2011, 638 Seiten