Verleger, Rolf: Israels Irrweg *

«Das Judentum, meine Heimat, ist in die Hände von Leuten gefallen, denen Volk und Nation höhere Werte sind als Gerechtigkeit und Nächstenliebe.» So lautet die grundlegende Kritik des Buches des engagierten Kämpfers für einen gerechten Frieden in Nahost. Rolf Verleger ist Psychologe und Verfasser zahlreicher Fachartikel, doch bekannter noch durch seine Veröffentlichungen zum Streit um die richtige Solidarität mit Israel, so vor allem die «Berliner Erklärung Schalom 5767», die mehr als 14000 Menschen unterzeichnet haben.

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«Wisse, woher Du kommst… und wisse, wohin Du gehst… und vor wem Du zukünftig Rechenschaft ablegen musst», umschreibt den Aufbau und die Ausrichtung des Buches. Er schreibt «persönlich», doch nie «privat»; denn er zeigt detailliert seine religiösen Wurzeln in der jüdischen Tradition, die er jedoch gleichzeitig reflektiert. Er ist parteiisch, wie man parteiisch sein muss, wenn es um Menschenrecht und Menschenwürde geht. Er führt einen klugen Diskurs über die Frage «Ist anti-israelisch anti-semitisch?», schwerpunktmässig aufgezeigt am Beispiel der «Berliner Erklärung» und der institutionell und medial darüber geführten Diskussion. Die Lektüre des emotionalen und intellektuellen Streites, insbesondere eines Mail-Verkehrs öffnet einen breiten Fächer von Argumenten und von Vorurteilen. Es werden dabei Dokumente referiert, die für die meisten unbekannt sind, weshalb ich, anstelle der Notiz «Es lagen lange Zitate aus Erklärungen der Hamas bei», diese gern gelesen hätte. Dennoch: Eine Musterlektion zur Ideologie des israelisch-palästinensischen Konfliktes!

Rolf Verleger: Israels Irrweg. Eine jüdische Sicht. PapyRossa Verlag, Köln 2010 (dritte aktualisierte und erweiterte Auflage). 210 S.