Saif, Atef Abu: Frühstück mit der Drohne. Tagebuch aus Gaza

Am 7. Juli 2014 begann der bis jetzt letzte der vielen Kriege um den Gazastreifen. Inmitten aller Pressestimmen zum Geschehen erschienen in den führenden Zeitungen der Welt Tagebuchtexte von Atef Abu Saif über die «Operation Protective Edge» auf. Hier alle als Buch.

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(c) ARD Das Erste

Der Autor dieses Tagebuches ist der in der arabischen Welt bekannter Romancier Atef Abu Saif. Er hält darin fest, was um ihn herum geschah. Wie er mit seiner Frau den Alltag bewältigt hatte. Wie er seinen Kindern zu erklären versuchte, warum sie nicht mehr auf die Strasse durften. Wie er mit der Angst kämpfte, wenn vor dem Fenster die Drohnen surrten. In 51 Tagebucheinträgen, vom ersten bis zum letzten Tag des Krieges, ohne Polemik, ohne Schuldzuweisung, erzählt er das Unvorstellbare: von Tragödien und der Verzweiflung, von gegenseitiger Hilfe, aber auch heiteren Momenten trotz allem.

Die Kritiken des Buches sind in grosser Einstimmigkeit begeistert. Hier einige Ausschnitte, die sich auf die englische Originalausgabe beziehen: «Atef Abu Saif hat in diesem erschütternden Buch die Tage dieses Kriegs dokumentiert, aber auch Momente der Hoffnung und Zuversicht festgehalten. Wie im todbringenden Bombenhagel auch Momente des Glücks für den fünffachen Familienvater entstehen, beschreibt er leidenschaftlich und intensiv. Mit den streckenweise poetischen Notaten hat der Autor nicht nur die erste literarische Erfahrung des Drohnenkriegs aus Sicht eines Zivilisten formuliert. Er hat auch ein Fanal der Hoffnung verfasst, das nie in Polemik oder Zynismus verfällt.» (Bayern 2) «Ein mitreissendes literarisches Zeugnis. Es setzt den Toten ein Denkmal und feiert doch das Leben.» (ARD) «Der Autor gibt dem Krieg etwas Greifbares, Spürbares, beschreibt die Schrecklichkeit und Sinnlosigkeit der Kampfhandlungen durch Worte, die nahe gehen, die schocken und erschrecken und mitleiden lassen. Trotz all der Zerstörung, trotz der erschütternden Worte, gräbt sich immer wieder aus den Trümmern hervor, was von keinen Bomben und keinen Raketen zerstört werden konnte: die Hoffnung.» (Stadtkurier, Bremen) «Ich habe selten etwas so Eindringliches und gleichzeitig schrecklich Trauriges gelesen. Ich habe mich gefühlt, als wäre ich mittendrin in diesem Gefühl von Krieg, in dieser Angst, die Familie zu verlieren, das Leben zu verlieren. Sehr lesenswert.» (Radio Bremen) «Dieses Buch brennt sich ins Gedächtnis. Atef Abu Saif bietet Einblicke, die kein Aussenstehender je leisten kann.» (Channel 4) «Ein unverzichtbares Stück Literatur. Ein Buch, das man definitiv lesen muss!» (Now Then Magazine). – All das kann ich nur unterschreiben – und das Buch weiterempfehlen.

Doch doch: Was mache ich mit dem furchtbaren Erlebnis dieser Lektüre? Wenn ich diesen Gaza-Bericht im Kontext der übrigen Literatur über Palästina, der eigenen Anschauung und persönlichen Begegnung mit Menschen in Israel und Palästina lese, dann bleibt mir keine Hoffnung, nur Verzweiflung, Wut und letztlich das grosse Schweigen wie in Shakespeares «Hamlet». Vielleicht, so frage ich mich weiter, kann einem solchen Text nur ein Tun «ad absurdum» antworten.

Worin aber könnte solches Tun bestehen? Ohne Systematik hier ein einige Vorschläge: Fürs Erste geben Sie dieses Buch andern weiter. Lesen Sie Bücher ( ) und sehen Sie Filme ( ) über den Nahostkonflikt. Gute Informationen holt man sich auf der Website von Nahostfrieden (). Vielleicht gehen Sie mal an eine Demonstration, eine Mahnwache oder besuchen Sie Vorträge zum Thema. Nützen kann auch, wenn anstelle israelische Produkte solche aus Palästina gekauft werden (). Unterstützen Sie Institutionen, die vor Ort helfen. Schreiben Leserbriefen zu Zeitungsartikeln über die Situation im Land. Usw. Ich bin mir bewusst, dass damit keine Getöteten lebendig und kein Verwundeten geheilt werden. Und doch könnten wir vielleicht ansatzweise mit solchem Tun dem Buch von Atef Abu Saif adäquat antworten.

Saif, Atef Abu: Frühstück mit der Drohne. Tagebuch aus Gaza. Unionsverlag, Zürich 2015, 252 Seiten