Schlicht, Alfred: Geschichte der arabischen Welt

Der «arabische Frühling» hat in Tunesien eine andere Farbe als in Ägypten, ob er demnächst in einen «arabischen Winter» umschlägt, das wird erst die künftige Geschichtsschreibung entscheiden. Aufschlussreich für die Interpretation der aktuellen Ereignisse ist seine Einbettung in einen grösseren historischen Kontext. Dabei ist die grundliegende Unterscheidung zwischen der Geschichte der Muslime weltweit und der weltlichen Geschichte der arabischen Kulturen und Staaten zu beachten. Die vorliegende «Geschichte der arabischen Welt», gut lesbar geschrieben und faktenreich (mit umfangreichem Register und aufschlussreichen Karten) unternimmt den Versucht einer dezidiert säkularen Geschichtsschreibung der arabischen Welt von Marokko bis zum Irak.

Der Autor Alfred Schlicht ging nach einer orientalistischen Promotion und wissenschaftlicher Tätigkeit an Forschungsinstituten und Universitäten in Deutschland und im Nahen Osten in den diplomatischen Dienst und publizierte mehrfach zur Geschichte und Gegenwart des Nahen Ostens. Sein neues Werk liefert eine umfassende Geschichte der arabischen Welt von 853 vor Christus bis zum «arabischen Frühling» inklusive des israelisch-palästinensischen Konfliktes.

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Etwas erstaunt hat mich die folgende Formulierung auf Seite 332: «Im Zuge des Krieges von 1948 verliessen über 700‘000 Araber den entstehenden jüdischen Staat. Bis heute ist umstritten, ob sie „freiwillig“ flohen oder ob sie planmässig und bewusst vertrieben wurden, um die Zahlenbalance zwischen Juden und Arabern in Israel zugunsten der Juden zu verändern.» Und weiter erstaunt mich, dass ich in seiner Literaturliste neben Avi Shlaim keine weiteren Neuen Historiker fand, weder Benny Morris noch Ilan Pappe, weder Tom Segev noch Shlomo Sand.

Schlicht, Alfred: Geschichte der arabischen Welt. Reclam. Stuttgart 2013. 400 Seiten