Zuckermann, Moshe: Wider den Zeitgeist Bd. I

Moshe Zuckermann wurde 1949 als Sohn polnisch-jüdischer Holocaust-Überlebender in Tel Aviv geboren, wo er, nach längerem Aufenthalt und Studium in Deutschland, heute als Professor für Geschichte und Philosophie arbeitet. Er ist Autor von Büchern wie «Sechzig Jahre Israel» (2009) und «Antiseminit!» (2010) und gilt als Kritiker der israelischen Politik und Gesellschaft, steht politisch links und strebt langfristig eine Konföderation zwischen Israel und einem unabhängigen Staat Palästina an.

Der vorliegende Band mit Ausätzen Gesprächen enthält Heterogenes, und doch sind die darin versammelten Texte aufeinander bezogen. Es geht um Deutsche und Juden, um Israel und den Zionismus, um den Palästina-Konflikt und den Begriff des Antisemitismus. Was die Beiträge jedoch kennzeichnet, ist ein sie determinierender übergreifender Kontext: die Auseinandersetzung mit den politischen, historischen und ideologischen Dimensionen einer von der Vergangenheit durchtränkten Gegenwart, die ihrerseits Bild und Deutung der Vergangenheit in entscheidender Weise prägt.

Die Texte sind nicht immer leicht zu lesen, manchmal erlebt man sich wie in einem Adorno-Seminar. Doch wer sich durchbeisst, stösst immer wieder auf Neues und Unerwartetes, auf Analysen und. Die meisten Intellektuellen glauben zwar heute nur noch die Einstaaten-Lösung, die Politiker streben zwar immer noch die Zweistaaten-Lösung an. Doch noch nirgends las ich solch kluge und überzeugende Argumente dieser Thematik. In vielen andere Beiträge leuchten der Autor Hintergründe aus, die sonst meist im Dunkeln bleiben.

Eine Podiumsdiskussion von 18. Oktober in Berlin 2012, die hier wiedergegeben wird, bildet eine gute Einführung in die Thematik und das Denken des Wissenschaftlers: http://www.youtube.com/watch?v=sK3vzJ4OOOs.

Moshe Zuckermann: Wider den Zeitgeist, Bd. I. Aufsätze und Gespräche über Juden, Deutsche, den Nahostkonflikt und Antisemitismus. LAIKAtheorie. LAIKA-Verlag, Hamburg 2012. 206 Seiten.